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Maues Interesse an Unternehmensgründungen

Hoher Anteil von Frauen an der IHK-Gründungsberatung macht Hoffnung
Unternehmensgründungen

© alvarez / E+ / Getty Images

Die Zahl der von den Industrie- und Handelskammern (IHKs) geführten Gespräche zur Unternehmensgründung ist so gering wie nie zuvor. Hoffnung macht der hohe Frauenanteil an den Gründungsberatungen.

Gründungsneigung in Deutschland auf historischem Tief

Unternehmertum hat derzeit in Deutschland einen schweren Stand. Immer weniger Menschen wollen ihr eigenes Unternehmen gründen. Gemessen an der Zahl derjenigen, die den Service ihrer Industrie- und Handelskammer (IHK) zur Unternehmensgründung aufsuchen, hat die Gründungsneigung sogar ein historisches Tief erreicht (DIHK-Report Unternehmensgründung 2024).  Vor allem die maue Konsumnachfrage trübt die Geschäftsperspektiven. Hinzu kommen strukturelle Unzulänglichkeiten, die den Wirtschaftsstandort prägen. Den IHKs zufolge hemmen eine hohe Regelungsdichte, Unsicherheit über das derzeitige und künftige geschäftliche Umfeld, hohe Kosten und der Fachkräftemangel das unternehmerische Engagement.

Hoffnungszeichen: Gründungsinteresse von Frauen

Ein Hoffnungszeichen ist das gestiegene Gründungsinteresse von Frauen. Der Anteil von Frauen an der IHK-Gründungsberatung hat im Jahr 2023 einen Rekordwert erreicht. 43 Prozent aller Teilnehmenden waren weiblich. Vor zwanzig Jahren betrug der Anteil noch 31 Prozent.

Wenn Frauen gründen, ist die durch die Selbstständigkeit gewonnene Flexibilität ein zentrales Motiv, dies berichten 92 Prozent der IHKs. Im Mittelpunkt steht die Chance, eigene Ideen unabhängig umzusetzen und selbstbestimmt zu arbeiten. Oftmals gelingt es mit der unternehmerischen Selbstständigkeit trotz angespanntem Betreuungsangebot auch besser, Erwerbstätigkeit und Familie zu vereinbaren, wie die IHKs bei ihren Beratungsgesprächen erfahren.

71 Prozent sehen finanzielle Anreize als wichtigen Faktor. Diese können auch darin bestehen, zunächst im Nebenerwerb ein zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften und nach der Startphase die unternehmerische Selbstständigkeit zum wesentlichen Standbein zu machen.

38 Prozent der IHKs sehen mangelnde Erwerbsalternativen als zentrales Gründungsmotiv. Laut 35 Prozent der IHKs wollen Frauen mit ihrer Gründung vor allem auch zum Gemeinwohl im Sinne von Social Entrepreneurship beitragen. Motive des Unternehmenswachstums scheinen zumeist nicht im Vordergrund zu stehen – vier Prozent der IHKs sehen hier ein Hauptmotiv zur Gründung.

IHKs informieren jährlich rund 50.000 Frauen zur Unternehmensgründung

Die IHKs leisten einen hohen Beitrag dazu, dass Frauen verstärkt die Gründung eines Unternehmens anstreben. So haben die IHKs allein in Erstgesprächen fast 50.000 gründungsinteressierte Frauen zur unternehmerischen Selbstständigkeit informiert. 

Ein weiterer zentraler Baustein des Engagements ist der IHK/DIHK-Aktionsplan „Werde Unternehmerin“. Mit vielfältigen Aktivitäten wollen die IHKs zusammen mit den „Business Women IHK“ mehr Unternehmerinnen, Gründerinnen und Innovatorinnen in Deutschland gewinnen. Die bisherige Bilanz des Jahres 2024 ist beeindruckend: 38 IHKs nahmen an der bundesweiten „Girls‘-Day“-Aktion „Ich werde Chefin“ am 25. April teil. 2.000 Plätze wurden dadurch für Schülerinnen bereitgestellt. Zudem führten die IHKs 40 Veranstaltungen für Frauen rund um das Thema „Existenzgründung“ am Internationalen Frauentag durch.

Politik zur Förderung von Pioniermut und Unternehmergeist erforderlich

Erfreulich ist, dass durch das intensive Engagement der IHKs der Frauenanteil bei den Gründungsberatungen gestiegen ist. Das kann jedoch keine guten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen ersetzen. Die Politik sollte einen Spirit unterstützen, der Pioniermut und Unternehmergeist fördert. Dazu gehören schnellere und einfachere Regularien, ein einfacheres Steuerrecht, besserer Zugang zu öffentlichen Fördermitteln, niedrigere Energiepreise und mehr Verständnis für das Unternehmertum in der Gesellschaft, was sich auch in besseren Betreuungsmöglichkeiten zur Vereinbarung von Familie und gewerblicher Tätigkeit zeigt.

Kontakt

Evers, Marc_neu
Dr. Marc Evers Referatsleiter Mittelstand, Existenzgründung, Unternehmensnachfolge