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Öffentlicher Gesamthaushalt verzeichnet im Herbst 2022 ein Defizit von 66 Milliarden Euro

Durch gestiegene Einnahmen fällt Defizit kleiner als 2021 aus
An Öffentlicher Gesamthaushalt

© urbazon / iStock / Getty Images Plus

Zum 30. September 2022 schloss der Öffentliche Gesamthaushalt (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände, Sozialversicherung) mit einem Defizit von rund 66 Milliarden Euro ab. Im Vergleich zum Vorjahr fällt das Defizit allerdings um mehr als die Hälfte kleiner aus (2021: 150,2 Milliarden Euro)

Die Ausgaben des Öffentlichen Gesamthaushalts stiegen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,5 Prozent auf 1.326,9 Milliarden Euro, die Einnahmen um 9,1 Prozent auf 1.261,2 Milliarden Euro. Hieraus errechnet sich ein kassenmäßiges Finanzierungsdefizit – in Abgrenzung der Finanzstatistiken – von 65,7 Milliarden Euro für den Zeitraum von Januar bis einschließlich September 2022. In den ersten drei Quartalen 2021 hatte das Finanzierungsdefizit des Öffentlichen Gesamthaushalts noch 150,2 Milliarden Euro betragen. Der letzte Überschuss von 18,8 Milliarden Euro wurde im Vor-Pandemie-Jahr 2019 realisiert.

Anstieg der Steuereinnahmen insbesondere bei den Steuern vom Umsatz

Zum Wachstum der öffentlichen Einnahmen trugen vor allem die Einnahmen aus Steuern und steuerähnlichen Abgaben (Beitragseinnahmen der Sozialversicherung) bei. Sie stiegen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent.  Besonders groß war der Zuwachs bei den Steuern vom Umsatz: Beim Bund stiegen die Einnahmen aus Umsatz- und Einfuhrumsatzsteuer um 22,2 Prozent, bei den Ländern um 18,4 Prozent. Wenn die aufkommensstärkste Steuer im deutschen Steuersystem so stark zulegt, werden geringere Einnahmen bei „kleinen“ Steuerarten überkompensiert. Hierfür sind vor allem zwei Faktoren ursächlich: Zum einen war die Vorjahresbasis durch die erheblichen Einschränkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit gering. Zum anderen zeigen sich in diesen Einnahmen auch die Preissteigerungen des Jahres 2022 im Vergleich zu 2021.  Aber auch die Einnahmen aus der Einkommen- und der Körperschaftsteuer legten in den ersten drei Quartalen mit einem Plus von jeweils fast 9 Prozent kräftig zu. Bei den Gemeinden und Gemeindeverbänden machte sich vor allem der starke Zuwachs der Gewerbesteuereinnahmen (netto) um 21,8 Prozent auf 43,2 Milliarden Euro bemerkbar.

Geringerer Ausgabenanstieg durch auslaufende Corona-Hilfen

Das Ausgabeverhalten der öffentlichen Haushalte ist 2022 durch zwei gegenläufige Entwicklungen geprägt: Zum einen sind zahlreiche mittelintensive Corona-Hilfsmaßnahmen ausgelaufen, zum anderen sind zahlreiche neue Ausgaben aufgrund der Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine getätigt worden. Dazu kommt die Zinsentwicklung, die bei mehr als 2.300 Milliarden Euro Schulden der öffentlichen Haushalte ebenfalls eine Rolle spielt. So sind die Zinsausgaben des Öffentlichen Gesamthaushalts in den ersten drei Quartalen 2022 um 24,6 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro gestiegen.

Unterschiedliche Entwicklungen der Gebietskörperschaften

Die Ausgaben des Bundes beliefen sich von Januar bis September 2022 auf 403,5 Milliarden Euro, die Einnahmen auf 324,0 Milliarden Euro. Das Finanzierungsdefizit lag mit 79,4 Milliarden Euro jedoch deutlich unter dem Defizit von 111,6 Milliarden Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Bei den Ländern ergab sich mit Einnahmen von 393,9 Milliarden Euro bei Ausgaben von 371,4 Milliarden Euro ein Finanzierungsüberschuss von 22,4 Milliarden Euro, nachdem sie in den ersten drei Quartalen 2021 noch ein Defizit von 3,3 Milliarden verzeichnet hatten.

Auch bei den Gemeinden und Gemeindeverbänden wuchsen die Einnahmen stärker als die Ausgaben. Mit Einnahmen von 230,4 Milliarden Euro bei Ausgaben von 231,3 Milliarden Euro ergab sich ein leichtes Finanzierungsdefizit von 0,8 Milliarden Euro – wesentlich weniger als in den ersten drei Quartalen 2021, als das Defizit 6,0 Milliarden Euro betragen hatte.

Die Sozialversicherung wies in den ersten drei Quartalen 2022 ein Finanzierungsdefizit von 7,8 Milliarden Euro auf. In den ersten drei Quartalen 2021 hatte das Defizit 29,4 Milliarden Euro betragen.

Alle Angaben beziehen sich auf vorläufige Ergebnisse der Kern- und Extrahaushalte der vierteljährlichen Kassenstatistik. Dazu zählen auch die Sondervermögen.

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Portätbild Kathrin Andrae
Dr. Kathrin Andrae Referatsleiterin Öffentliche Finanzen