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Steuerschätzung Oktober 2025

Mehr Einnahmen, aber kein Spielraum – Reformen bleiben zentral
Steuerschätzung

© MarianVejcik / iStock / Getty Images

Am 23. Oktober 2025 hat der Arbeitskreis „Steuerschätzungen“ seine aktuelle Prognose vorgelegt. Die Ergebnisse zeigen: Zwar steigen die Steuereinnahmen leicht, doch neue finanzielle Spielräume entstehen daraus nicht. Die strukturellen Herausforderungen bleiben bestehen – insbesondere mit Blick auf die Finanzierungslücke von rund 30 Milliarden Euro im Bundeshaushalt 2027.

Finanzierungslücke bleibt

Die aktuelle Prognose der Experten aus Bund, Ländern, Kommunen und Wissenschaft eröffnet keine zusätzlichen finanziellen Spielräume für die anstehenden Verhandlungen, die Bundesfinanzminister Klingbeil mit seinen Ressortkollegen führen muss – insbesondere schon mit Blick auf die große Finanzierungslücke von 30 Milliarden Euro, die laut Bundesfinanzministerium im Bundeshaushalt 2027 vorliegt.

Mittelfristig keine Mehreinnahmen

Im Vergleich zur Schätzung vom Mai 2025 rechnet der Bund für das laufende Jahr mit Mehreinnahmen von knapp zwei Milliarden Euro, für 2026 mit zusätzlichen fünf Milliarden Euro. Bis 2029 werden in Summe allerdings keine Mehreinnahmen gegenüber der Frühjahrsprognose erwartet. Bei den Ländern und Gemeinden sieht es im gleichen Zeitraum nur leicht besser aus.

Konjunkturelle Vorgabe zeigt moderate wirtschaftliche Erholung

Die aktuelle Schätzung basiert auf der Herbstprojektion der Bundesregierung, die für das kommende Jahr eine moderate wirtschaftliche Erholung erwartet. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2026 um 1,3 Prozent zulegen, für 2027 wird ein Plus von 1,4 Prozent prognostiziert. Für das laufende Jahr rechnet die Bundesregierung nun mit einem geringen Wachstum von 0,2 Prozent – eine leichte Aufhellung gegenüber den Annahmen im Frühjahr. Treiber dieser Entwicklung ist vor allem die Binnennachfrage.

Lohn- und Umsatzsteuer stabilisieren

Entsprechend tragen insbesondere die Umsatzsteuer und die Lohnsteuer zur Stabilisierung des Steueraufkommens bei. Für 2025 wird gegenüber 2024 bei der Umsatzsteuer ein Anstieg von drei Prozent erwartet, bei der Lohnsteuer von fünf Prozent.

Bremsspuren bei Unternehmenssteuern

Die insgesamt nach wie vor schwache wirtschaftliche Entwicklung hinterlässt hingegen deutliche negative Spuren bei den Unternehmenssteuern. Für 2025 rechnen die Schätzer mit einem Rückgang der Körperschaftsteuer gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent. Die für die Kommunen zentrale Gewerbesteuer stagniert. Dagegen wird bei der veranlagten Einkommensteuer, die vor allem Selbständige und Personengesellschaften betrifft, ein Plus von sechs Prozent erwartet.

Wachstumspolitik über Investitionen hinaus

Mit dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaschutz“ will die Bundesregierung die öffentliche Infrastruktur von Bund, Ländern und Kommunen umfassend modernisieren. Sollten die vorgesehenen 500 Milliarden Euro in den kommenden Jahren zusätzlich zu den bestehenden Haushaltsmitteln investiert werden, könnten daraus Wachstumsimpulse entstehen – vorausgesetzt, die Mittel fließen in volkswirtschaftlich wirkungsstarke Bereiche, die auch private Investitionen anstoßen.

Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit nötig

Wirtschaftlicher Wohlstand entsteht überwiegend in Unternehmen. Berücksichtigt man, dass aktuelle Investitionen und Leistungsangebote des Staates mit heutigen (oder zunehmend zukünftigen) Steuerzahlungen der Privaten finanziert werden, entsteht sogar jeglicher Wohlstand durch private Wertschöpfung in den Unternehmen. Für Unternehmen sind stabile und effiziente wirtschaftliche Rahmenbedingungen notwendige Voraussetzungen, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein. Dazu gehört auch ein ausreichend großer Handlungsspielraum, um angemessen auf aktuelle Veränderungen reagieren zu können.

Aus Sicht der Wirtschaft bedeutet das: Konzentration auf Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum. Öffentliche Maßnahmen und Ausgaben sollten künftig noch konsequenter unter dem Gesichtspunkt ihres Beitrags zu diesen Zielen bewertet und entsprechend priorisiert werden. Aus Wachstum folgen dann auch wieder stärker zunehmende Steuereinnahmen des Staates. Allein jedes Wachstums-Plus von einem Prozentpunkt spült zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von circa zehn Milliarden Euro in die Kassen des Staates. 

Kontakt

Porträtfoto Jens Gewinnus
Jens Gewinnus Referatsleiter Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Einkommensteuer