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Sustainable Finance im Mittelstand: Mehr Investitionen, weniger externe Finanzierung

Kleine und mittlere Unternehmen investieren in Nachhaltigkeit, beklagen aber Bürokratie
Sustainable Finance

© Surasak Taykeaw / iStock / Getty Images

Eine aktuelle europaweite Umfrage zur Finanzierung nachhaltiger Projekte im Mittelstand zeigt, dass immer mehr Unternehmen in ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie gute Unternehmensführung investieren. Allerdings nutzen sie dafür immer seltener externe Finanzierungsquellen.

Die Umfrage wurde für die DIHK durchgeführt von Wissenschaftlern der Universität Paderborn und der Westfälischen Hochschule. Sie ergab, dass zwei Drittel der befragten mittelständischen Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren in Nachhaltigkeit investiert haben. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber der ersten Befragung von 2023, bei der dieser Anteil noch 58 Prozent betrug. Dieses Engagement ist jedoch stark von der Größe des Unternehmens abhängig. Während fast alle größeren Mittelständler investierten, liegt die Quote für Kleinstunternehmen bei nur 47 Prozent.

Die Investitionen flossen hauptsächlich in:

  • Klimaschutz (22 Prozent)
  • Gute Unternehmensführung (19 Prozent)
  • Vermeidung von Umweltverschmutzung (18 Prozent)

Themen wie Biodiversität und Wasserressourcen spielen weiterhin eine untergeordnete Rolle, und der Anteil der Investitionen in die Kreislaufwirtschaft ist im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken.

Weniger externe Finanzierung

Trotz des Anstiegs der Investitionen ist die Nutzung externer Finanzierungsquellen deutlich zurückgegangen. Nur ein Viertel der befragten Unternehmen nutzten externe Mittel, um ihre Nachhaltigkeitsprojekte zu finanzieren – im Gegensatz zu 35 Prozent im Jahr 2023. Die Unternehmen scheinen ihre Finanzierungen vermehrt intern zu regeln.

Wenn Unternehmen externe Finanzierungen in Anspruch nehmen, dann vor allem in Form von Bankkrediten (47 Prozent) und durch Förderprogramme (38 Prozent). Leasing wurde erstmals erfasst und hat einen Anteil von 10 Prozent. Alternative Finanzierungsformen wie Crowdfunding oder Kapitalmarktinstrumente spielen weiterhin keine Rolle. Interessanterweise waren bei 35 Prozent der externen Finanzierungen Nachhaltigkeitskriterien an die Vergabe geknüpft. Dabei handelte es sich meist um CO₂-Ziele oder die Einführung energiesparender Technologien.

Datenerhebung und Berichterstattung

Die Erfassung von Nachhaltigkeitsdaten ist stark von der Unternehmensgröße abhängig. Insgesamt erheben 38 Prozent der Unternehmen solche Daten. Bei Kleinstunternehmen sind es nur 16 Prozent, während im größeren Mittelstand 90 Prozent Daten sammeln.

Die Motivationen dafür sind unterschiedlich:

  • Kleinere Unternehmen handeln vorrangig aus unternehmensinternen Gründen wie den eigenen Nachhaltigkeitszielen oder den Anforderungen der Mitarbeitenden.
  • Größere Unternehmen werden stärker durch regulatorische Pflichten und den sogenannten „Trickle-Down-Effekt“ motiviert. Dieser Effekt, der durch Anforderungen aus der Lieferkette oder von Banken entsteht, hat seit 2023 an Relevanz gewonnen und wurde von 28 Prozent der Unternehmen als Grund für die Datenerfassung genannt (im Vergleich zu 19 Prozent im Jahr 2023).

Von den Unternehmen, die Daten erheben, verwendet etwa die Hälfte keinen etablierten Standard. Werden Standards eingesetzt, nutzen größere Unternehmen aufgrund regulatorischer Vorgaben vermehrt die offiziellen EU-Standards wie ESRS/CSRD (42 Prozent) und die EU-Taxonomie (18 Prozent), während kleine und mittlere Unternehmen häufiger auf freiwillige oder nationale Standards zurückgreifen.

Schlussfolgerungen

Nachhaltigkeitsberichterstattung und nachhaltige Investitionen bleiben ein relevantes Thema für den Mittelstand. Unternehmen investieren stärker aus eigenen Mitteln und verfolgen teilweise freiwillige Standards, um zukunftsorientiert zu agieren. Die DIHK wird sich auf Basis der Ergebnisse weiterhin für eine wirksame, aber verhältnismäßige und bürokratiearme Nachhaltigkeitsberichterstattung einsetzen.

Kontakt

Alexander Dern Referatsleiter Unternehmensfinanzierung und Finanzmärkte