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Wasserstoffhochlauf braucht "Tempo und Pragmatismus"

DIHK-Konferenz in Berlin beleuchtet Fortschritte und Hürden
Wasserstoffkonferenz 2025

Sebastian Bolay, DIHK, moderierte die Runde "Wasserstoff im Realitätscheck" mit Alexander Malchus, EWE, Peter Hohaus, Uniper, Christopher Frey, Sunfire, und Bernhardt Kluttig, BMWE (v.l.n.r.)

© DIHK / Jens Schicke

Mit der Frage, wie Wasserstoff national und international zum Erfolg werden kann, befassten sich am 6. November Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Wirtschaft und Verbänden bei der ersten Internationalen Wasserstoffkonferenz der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Berlin.

Wasserstoff ist ein Schlüssel für eine klimaneutrale Energieversorgung der Zukunft, doch der Hochlauf stockt – in Deutschland, aber auch international. EU-Vorgaben sorgen für zusätzliche Unsicherheit, und internationale Lieferbeziehungen müssen erst noch aufgebaut werden. 

Wie diese Schwierigkeiten überwunden werden können, war Thema der ersten Internationalen DIHK-Wasserstoffkonferenz. Mit dabei waren unter anderem Bernhard Kluttig aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Christian Ehler als Vertreter der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, die Wasserstoffsprecherinnen und -sprecher von CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie zahlreiche engagierte Unternehmen und internationale Partnerorganisationen. 

Verliert Deutschland beim Wasserstoffhochlauf den Anschluss? 

Porträtfoto Achim Dercks gestikulierend

Achim Dercks

© DIHK / Werner Schuering

"Der Wasserstoffhochlauf ist kein Selbstläufer", warnte Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Er braucht klare Rahmenbedingungen, raschen Infrastrukturaufbau, schnelle Entscheidungen und internationale Kooperation. Nur so wird Deutschland vom Innovationsführer zum Anwendungsland."

Derzeit komme der Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft hierzulande nur langsam voran, berichtete Dercks. So liege die heimische Elektrolysekapazität aktuell bei nur rund 170 Megawatt – weit entfernt vom Ziel der Nationalen Wasserstoffstrategie von 10 Gigawatt bis 2030. Viele Projekte verzögerten sich oder würden aufgegeben.

"Wenn wir unsere Klimaziele erreichen und gleichzeitig industrielle Wertschöpfung in Deutschland sichern wollen, dann müssen wir Genehmigungen beschleunigen, Investitionen erleichtern und internationale Partnerschaften konkretisieren", fordert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. 

Zudem müssten Investitionen effizient eingesetzt werden: "Das geplante Wasserstoff-Kernnetz mit einer Länge von 9.400 Kilometern und Investitionen von rund 20 Milliarden Euro ist ein wichtiger Schritt, denn ohne entsprechende Infrastruktur kann kein Markt entstehen. Zugleich ist das festgelegte Netzentgelt vier Mal so hoch wie beim Gas und verhindert so im Zweifel die Nutzung."

EU-Rahmenbedingungen: Zwischen Anspruch und Realität 

Zusätzliche Hemmnisse für den breiten Einsatz von Wasserstoff kommen nach Einschätzung der DIHK aus Brüssel. Zwar hat die EU mit 20 Millionen Tonnen Wasserstoff-Verbrauch bis 2030 selbst ambitionierte Zielsetzungen, doch komplexe Rahmenbedingungen und unklare Definitionen in der Regulierung schaffen Unsicherheit und erschweren den Mitgliedstaaten die Umsetzung. Das gilt insbesondere für den Delegierten Rechtsakt zur Definition von kohlenstoffarmem Wasserstoff, der am 8. November 2025 in Kraft treten soll. 

"Die restriktive Definition von kohlenstoffarmem Wasserstoff bremst zusätzlich zu den bereits bestehenden strengen Kriterien für die Herstellung von grünem Wasserstoff den Hochlauf", erklärte Dercks. "Das schränkt die künftige Verfügbarkeit und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoff in der EU erheblich ein." Auch würden Wasserstoff-Importe aus Übersee durch die strengen CO₂-Schwellenwerte erschwert – dabei werde Deutschland voraussichtlich mindestens zwei Drittel seines Wasserstoffbedarfs importieren müssen. 

"Die EU hat mit der Wasserstoffbank und den IPCEI-Projekten wichtige Instrumente, um den Wasserstoffhochlauf zu unterstützen. Um einen echten Markt zu schaffen und international anschlussfähig zu werden, braucht es aber auch praxistaugliche Regeln und Investitionssicherheit – keine regulatorischen Flickenteppiche", mahnte Dercks.  

Internationale Perspektive: Wettbewerb um Technologie und Märkte 

Die weltweite Konkurrenz ist groß: Bereits mehr als 30 Länder haben Wasserstoffstrategien verabschiedet. Während China und die USA mit massiven Förderprogrammen voranschreiten, verfügt Europa über acht der zehn größten Elektrolyseurhersteller, und jedes zehnte Patent zur Wasserstoff-Technologie stammt aus Deutschland. "Deutschland hat die technologische Kompetenz und die internationalen Partnerschaften", berichtete Dercks. "Jetzt braucht es Entschlossenheit, Tempo und Pragmatismus, um den Markthochlauf wirklich anzuschieben."



 

Video zur Konferenz

Mehr über die Rolle von Wasserstoff für die Energiewende und das Engagement der DIHK für eine saubere Wasserstoffzukunft erfahren Sie hier: 

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Maizieres, Louise
Louise Maizières Referatsleiterin für Wasserstoff und internationale Energiepartnerschaften

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Julia Löffelholz
Julia Löffelholz Pressesprecherin