Was die Politik tun sollte

 Blick in den Plenarsaal des Deutschen Bundestages

Nicht alle, aber manche Erleichterungen für die Nachfolge könnten im Bundestag beschlossen werden

© Deutscher Bundestag / Thomas Trutschel / photothek

Die ungute Gemengelage aus deutlich gestiegenen Unsicherheiten im geschäftlichen Umfeld, Abwarten von Unternehmerinnen und Unternehmern beim Einleiten der eigentlich notwendigen Unternehmensnachfolge und deutlich gesunkenem Interesse an der Übernahme von Unternehmen kann dazu führen, dass das Unternehmertum in der Fläche zu erodieren droht. Selbst viele wirtschaftlich gesunde Betriebe müssen schließen. Hier gilt es, gegenzusteuern.

Für die Demografie und dem zunehmenden Fachkräftemangel sind langfristige Konzepte erforderlich. Doch schon auf kurze Sicht kann die Politik einiges für ein vitales Unternehmertum in Deutschland tun.

Bürokratie abbauen

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer vor allem kleinerer Betriebe fühlen sich zunehmend überfordert von komplexen Regularien, gerade angesichts der derzeitig sich kumulierenden Herausforderungen. 79 Prozent der unternehmerisch Interessierten, die sich von ihrer IHK beraten lassen, sehen Bürokratie als große Hürde. Die Politik in Deutschland und der EU sollte es Unternehmerinnen und Unternehmern so einfach wie möglich machen, einen Betrieb fortzuführen. Dazu gehört zuallererst ein Stopp geplanter Mehrbelastungen, wie sie etwa mit dem EU-Lieferkettengesetz und den Vorschlägen zur Taxonomie und zur CSR-Richtlinie drohen. Zudem sollten die im Koalitionsvertrag vereinbarten guten Maßnahmen zum Bürokratieabbau rasch umgesetzt werden, wie die Etablierung des Once-Only-Prinzips und die Ermöglichung von Unternehmensgründungen binnen 24 Stunden. 

Für Unternehmensnachfolge sensibilisieren

Mit der Initiative "Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis" bietet die Bundesregierung seit Herbst 2019 eine Unterstützung für Akteure und Netzwerke vor Ort. Ziel ist die Sensibilisierung und das Zusammenbringen von Senior-Unternehmen und potenziellen Nachfolgern, etwa im Sinne von "Nachfolge-Moderatoren". Damit wurde eine Maßnahme umgesetzt, für die sich viele IHKs und der DIHK stark gemacht haben. Weitere Schritte sollten angesichts der gewachsenen Herausforderungen folgen, um Senior-Unternehmerinnen und -Unternehmer wie auch potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger zu sensibilisieren und beide Seiten zusammenzubringen. 

Finanzierungswege erleichtern

Fremdkapital stellt seit langem die Hauptsäule der Finanzierung von Unternehmensnachfolgen dar. An Bedeutung gewinnen wird in absehbarer Zeit die Finanzierung mit Eigenkapital – vor allem mit Blick auf hohe Investitionsvolumina für Digitalisierungsprojekte und für die nachhaltigkeitsorientierte Transformation der Wirtschaft. Auch angesichts absehbar wieder steigender Zinsen und damit ein nicht mehr ganz so günstiges Umfeld für Beteiligungskapital sollte die Bundesregierung diesen Finanzierungsweg erleichtern. Zur Beteiligungsfinanzierung von Start-ups hat die Bundesregierung bereits einige Initiativen im Koalitionsvertrag und in ihrer Start-up-Strategie angekündigt. Auch für Unternehmensnachfolgen sollte Beteiligungskapital attraktiver werden. Ein wichtiger Anknüpfungspunkt liegt im Steuerrecht. So können Verluste in Deutschland lediglich bei Einhaltung bestimmter Vorgaben vorgetragen werden. Eine Bedingung ist, dass das Geschäftsmodell nicht verändert wird. Doch gerade bei Unternehmensfortführungen sind häufig Änderungen des Geschäftsmodells und Modernisierungen notwendig. Daher erweist sich gerade diese Regelung häufig als praxisfern und hält Investoren ab.

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Porträtbild Dr. Marc Evers, Referatsleiter Mittelstand | Existenzgründung | Unternehmensnachfolge
Dr. Marc Evers Referatsleiter Mittelstand, Existenzgründung, Unternehmensnachfolge