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Ländliche Räume als Möglichmacher der Transformation

DIHK fordert mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit für die stille Stärke des Landes
Ländlicher Raum Solar und Berge

Das "platte Land" bietet viele Chancen für den Standort Deutschland

© Daniel Balakov / E+ / Getty Images

Ländliche Regionen sind weit mehr als idyllische Lebens-, Natur- und Erholungsräume – sie sind wirtschaftliche Kraftzentren, Innovationsmotoren und Schlüsselorte der Transformation. Doch oft fallen sie in der öffentlichen Wahrnehmung unter das Radar. Ein Positionspapier der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt die großen Potenziale auf, die es zu heben gilt.

Peter Adrian dynamisch

Peter Adrian

© DIHK / Werner Schuering

"Ländliche Regionen werden dramatisch unterschätzt. Auch immer noch viel zu oft von der Berliner Politik", warnt DIHK-Präsident Peter Adrian anlässlich der Präsentation des DIHK-Papiers "Ländliche Räume als Möglichmacher der Transformation". 

"Auf dem Land leben kluge Köpfe. Abseits der Ballungszentren entsteht täglich viel mehr Wertschöpfung und Innovation, als man denkt. Mit rund der Hälfte der gesamten und knapp zwei Dritteln der industriellen Bruttowertschöpfung leisten ländliche Räume einen entscheidenden Beitrag zum Standort Deutschland. Diese Wirtschaftskraft muss sich stärker in der politischen Agenda der Bundespolitik widerspiegeln."

Viele "Hidden Champions"

Adrian betont: "Ländliche Räume bieten Potenzial für innovative Wirtschaftsstandorte und spielen eine Schlüsselrolle bei der Fachkräftesicherung. Sie sind unverzichtbar für die Energiewende." Diese ländlichen Räume beherbergen auch einen beachtlichen Anteil der sogenannten "Hidden Champions" – kleine bis mittelgroße Unternehmen, die in ihrem spezifischen Marktsegment weltweit führend sind und international erfolgreich agieren. Ihre Stärkung ist nicht nur eine Frage regionaler Entwicklung, sondern von gesamtwirtschaftlicher Relevanz – gerade auch im Hinblick auf die großen Transformationsaufgaben unserer Zeit. 

"Knapp die Hälfte dieser Weltmarktführer sind deutsche Unternehmen und die große Mehrzahl ist regional beheimatet", gibt der DIHK-Präsident zu bedenken. "Nicht die Metropolen geben den Takt vor, sondern vor allem die vielen Hidden Champions auf dem Land."

DIHK-Vorschläge in acht Handlungsfeldern

Dennoch stehen ländliche Regionen vor zahlreichen – teils spezifischen – Herausforderungen, die sich von denen in Großstädten und Ballungsräumen unterscheiden. Vor diesem Hintergrund sieht die IHK-Organisation Handlungsbedarf in acht Feldern, unter anderem: 

Von den 58,2 Gigawatt (GW) Leistung der Onshore-Windenergie sind rund 95 Prozent in ländlichen Räumen installiert, bei den Freiflächen-Photovoltaik- (PV-) Anlagen sind es sogar 98 Prozent. Hier regt die DIHK unter anderem Netzentgeltentlastungen, Privilegierung von PV-Freiflächenanlagen in angrenzender Nähe zum Betriebsgelände und Investitionsförderung für Direktstromlieferverträge an. 

Ländliche Räume stehen in der bundesweiten und auch internationalen Konkurrenz um Fachkräfte vor besonderen Herausforderungen. Gerade junge Menschen zieht es häufig in Metropolregionen. Die Attraktivität für Fachkräfte muss (auch mit Weiterbildungs- und Qualifizierungsangeboten) ausgebaut, die Berufsschulstandorte müssen gesichert und die Willkommenskultur verbessert werden.

Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur und eine gute Anbindung sind Grundvoraussetzungen, um den Wirtschafts- und Warenverkehr sicherzustellen, Lieferketten effizient zu gestalten sowie den Zugang zu Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu ermöglichen. Gerade in ländlichen Räumen gilt es beim Thema Mobilität auch neue und innovative Wege zu gehen. Dafür ist ein flexibler rechtlicher Rahmen notwendig, der es ermöglicht, neue Konzepte wie zum Beispiel autonomes Fahren zu testen und anzupassen. Gleichzeitig sind Taktung und Anschlussverbindungen im öffentlichen Nahverkehr spürbar zu verbessern. 

Viele ländliche Gebiete stehen vor der Herausforderung, Nahversorgungsangebote aufrechtzuerhalten. Rechtliche und planerische Standards im Bereich der Nahversorgung sollten flexibilisiert werden, um beispielsweise tragfähige Umnutzungsvorhaben zu ermöglichen. Zusätzlich bieten vollautomatisierte Kleinstsupermärkte große Chancen. Für deren erfolgreiche Umsetzung braucht es mehr Rechtssicherheit bei den Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen.

"Passgenaue und mitunter auch mutige Lösungsansätze sind gefragt", mahnt Adrian. "Schließlich sind ländliche Räume nicht nur Standorte traditionellen Wirtschaftens, sondern innovative Zentren für die Wirtschaft von morgen. Transformation gelingt nur gemeinsam – Stadt und Land müssen als Partner auf Augenhöhe betrachtet werden. Denn ländliche Räume sind keine Anhängsel urbaner Zentren, sondern eigenständige Motoren und Treiber des Wandels."

Deswegen fordert der DIHK-Präsident von der Politik, einen stärkeren Fokus auf die ländlichen Räume zu richten: "Die öffentliche Daseinsvorsorge muss funktionieren – und zwar überall. Die Wirtschaft ist auf funktionierende Mobilfunknetze und Glasfaserverbindungen angewiesen. Wir brauchen eine gute ärztliche Versorgung und auch einen regelmäßigen öffentlichen Nahverkehr."

Mehr darüber lesen Sie im DIHK-Positionspapier, das es hier zum Download gibt: 

"Ländliche Räume als Möglichmacher der Transformation" (PDF, 790 KB)

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Dirk Binding Bereichsleiter Digitale Wirtschaft, Infrastruktur, Regionalpolitik

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