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Innenstädte vielerorts vor dramatischem Umbruch

Studie: Stimmiges Gesamtangebot in der City wird immer wichtiger
Straße in der Innenstadt mit Passanten und Straßencafés

Was muss passieren, damit Innenstädte Publikumsmagnete bleiben?

© DIHK / Jana Zimmermeyer

Was macht deutsche Citys attraktiv? Immer weniger ist es der Einzelhandel, der für diese Frage eine entscheidende Rolle spielt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse, an der auch der DIHK beteiligt war.

Die "Deutschlandstudie Innenstadt" greift die viel diskutierten Herausforderungen der Citys auf, nimmt zentrale Erkenntnisse zum Einkaufs- und Mobilitätsverhalten unter die Lupe und benennt in der Praxis erprobte Projektbeispiele der bundesweiten Gemeinschaftsinitiative Stadtimpulse für Innenstadt, Handel und städtisches Leben.

Aus der Untersuchung geht hervor, dass viele Menschen unter den derzeitigen Voraussetzungen nicht mehr in die Innenstädte zurückkehren werden – die Besuche drohen, um 20 Prozent zurückzugehen, vor allem in Kleinstädten mit bis zu 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Besonders die älteren, kaufkräftigeren Menschen könnten künftig der City fernbleiben – ein schwer zu verkraftender Aderlass. Die bereits jetzt herausfordernde Situation verschärft sich durch die angekündigte Schließung weiterer Standorte großer Warenhäuser. Diese sind für viele Innenstädte prägende Einzelhandelsimmobilien, deren Schließungen rasches und zielgerichtetes Handeln von Politik und Verwaltung erfordern.

Der Studie zufolge stehen die Einkaufsmöglichkeiten bei der Bewertung der Attraktivitätsfaktoren zwar noch immer an der Spitze, aber ihre Bedeutung sinkt. Wichtiger werden stattdessen die Aspekte Stadtgrün, Gastronomie, Sauberkeit und Aufenthaltsqualität. Dass sich eine attraktive Innenstadt durch Einkaufsmöglichkeiten auszeichnet, geben insbesondere unter 30-Jährige immer seltener an.

Die "Deutschlandstudie Innenstadt" hat die CIMA Beratung + Management GmbH gemeinsam mit dem Handelsverband Deutschland, dem DIHK, Haus & Grund Deutschland, der HBB Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft, RKW Architektur + GmbH sowie der Kanzlei Lenz und Johlen erstellt.

Nothnagel: Gemeinsam mit allen Akteuren Potenziale nutzen

Ilja Nothnagel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung

Ilja Nothnagel

© DIHK / Werner Schuering

"Passgenaue Ziele und Strategien sowie regional individuelle Lösungen sind gefragt", resümiert Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung, die Ergebnisse der Untersuchung. "Es gilt, die jeweiligen Rahmenbedingungen, Chancen und Potenziale zu nutzen. Das geht am besten gemeinsam mit allen relevanten Innenstadtakteuren – interdisziplinär und ämterübergreifend – sowie gemeinsam mit Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern. Wichtig wäre, dass einzelnen Kommunen eine innovative Innenstadtstrategie entwickeln und dazu alle Beteiligten an einen Tisch holen." In der Vergangenheit ausgelagerte Nutzungen wie etwa der Lebensmitteleinzelhandel könnten nach Nothnagels Einschätzung wieder in die Innenstadt zurückgeholt werden. Die "Deutschlandstudie Innenstadt" zeige, dass der Wunsch nach Waren des kurzfristigen Bedarfs (Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit, Körperpflege) über alle Altersklassen hinweg nun auf Platz eins der innenstadtrelevanten Branchen rangiere.

"Das ist auch eine Chance, die im Zusammenhang der möglichen Umnutzung der Warenhäuser genutzt werden kann", so Nothnagel. Weiter gelte es hier, zu ermöglichen statt zu regulieren und zu kontrollieren. Die im Bau- und Planungsrecht vorhandenen Ermessensspielräume zur Innenstadtentwicklung müssten konsequenter genutzt werden. "Dies ist eine wichtige Basis für attraktive Mixed-Use-Konzepte wie beispielsweise Erlebnis-Shopping oder Erlebnis-Gastronomie." Darüber hinaus sollten Hemmnisse bei der Nutzung von Experimentierräume und Reallabore abgebaut werden.

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Porträtfoto Anne-Kathrin Tögel
Anne-Kathrin Tögel Referatsleiterin Stadtentwicklung und Flächenpolitik

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Porträtbild Petra Blum, Pressesprecherin
Petra Blum Pressesprecherin