Am 18. November 2024 trafen sich hochrangige Vertreter aus Politik, Industrie und Energiewirtschaft, um zentrale Herausforderungen des europäischen Strommarktes und des Netzausbaus zu diskutieren. Schnell wurde deutlich, dass eine mögliche Aufteilung der deutschen Stromgebotszone mit enormen Kosten und Unsicherheiten verbunden wäre und daher auf breite Ablehnung stößt. Tobias Gotthardt, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, sprach sich in seinem Eröffnungsstatement klar gegen eine Fragmentierung des Strommarktes aus und betonte Bayerns ambitionierte Pläne für ein modernes und nachhaltiges Energiesystem. Auch Dr. Christoph Müller, designierter Amprion-CEO und Dr. Peter von Zumbusch, Werkleiter der Wacker Chemie AG, unterstrichen die Herausforderungen, vor denen die Energiewirtschaft steht. Müller kritisierte die engen Vorgaben der EU-Behörde ACER und wies auf unzureichend berücksichtigte Fortschritte beim Netzausbau hin. Von Zumbusch machte deutlich, dass bezahlbarer, grüner Strom und eine robuste Infrastruktur essenziell für die Zukunft der Industrie in Europa sind.
Die anschließende Diskussion, moderiert von Dr. Niclas Wenz von der DIHK, vertiefte die unterschiedlichen Perspektiven. Prof. Angelika Niebler, Mitglied des Europaparlaments, hob hervor, dass der laufende Review mit dem Zieljahr 2025 zu kurz greife und langfristigere Perspektiven erforderlich seien. Erfahrungen aus Österreich, das 2017 eine Gebotszonentrennung durchführte, wurden von Magister Jürgen Streitner, Abteilungsleiter bei der Wirtschaftskammer Österreich, als kostspielig beschrieben. Auch Hans Lerchl von den Stadtwerken München warnte vor den Risiken kleinerer Gebotszonen, die den Energiehandel erschweren und die Marktteilnehmer zusätzlich belasten könnten.
Die Debatte über die Zukunft der deutschen Stromgebotszone ist für die deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung. Eine Aufteilung würde nicht nur die Beschaffungsmöglichkeiten der Industrie einschränken, sondern auch die ohnehin hohen Strompreise weiter erhöhen und zusätzliche Kosten für die Energieversorgung mit sich bringen. Die DIHK positioniert sich gemeinsam mit der Bundesregierung klar gegen eine Fragmentierung des Strommarktes. Mit über 200 Teilnehmern aus der Brüsseler Politik, Verwaltung und Wirtschaft stieß die Veranstaltung auf großes Interesse.