Dass die Bundesregierung mit dem "Bauturbo" beim Wohnungsbau Tempo machen will, ist nach Einschätzung von Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), "richtig und wichtig".
"Auch für Unternehmen ist ausreichend und bezahlbarer Wohnraum ein zentraler Standortfaktor – vor allem, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten", stellt die DIHK-Hauptgeschäftsführerin klar.
Der aktuelle Gesetzentwurf berge jedoch "Risiken für Gewerbe und Industrie", warnt Melnikov: "Eine einseitige Fokussierung auf den Wohnungsbau gefährdet die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen. Wenn Industrie- und Gewerbegebiete für den Wohnungsbau geöffnet werden, bringt das kaum Entlastung auf angespannten Wohnungsmärkten – kann aber zu Verdrängung von Unternehmen führen und Investitionen hemmen."
Transparenz, Einbindung der Wirtschaft und Baurechtsreform
Deshalb sollten im Gesetz klare Kriterien, transparente Verfahren mit Beteiligung der Wirtschaft und der Erhalt des Gebietscharakters festgeschrieben werden, fordert die DIHK-Hauptgeschäftsführerin: "Wohnraum schaffen ja, aber nicht auf Kosten dringend benötigter Flächen für Produktion, Innovation und Versorgung."
Darüber hinaus reichten Sonderregelungen im Baurecht nicht aus, kritisiert sie. Nötig sei "eine umfassende Reform, die Bauprozesse spürbar beschleunigt und rechtssicher macht". Melnikov: "Dazu gehören praxistaugliche und rechtssichere Regelungen, die Baukosten für Wohnungen und energetische Sanierungen senken, technologische Offenheit, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine umfassende Digitalisierung von Prozessen und Verwaltung. Nur so schaffen wir den Wohnraum, den Deutschland braucht – und stärken gleichzeitig unsere wirtschaftliche Basis."
Kontakt
Anne-Kathrin TögelReferatsleiterin Stadtentwicklung und Flächenpolitik
Unter der Überschrift "Zwischen Wohnraumbedarf und Wirtschaftsstandort: Gesetz mit Nebenwirkungen" hat die DIHK Ende Juni ein "Thema der Woche" zum "Bauturbo" veröffentlicht, in dem auch die DIHK-Stellungnahme zum Referentenentwurf des Gesetzes angebunden ist.