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"Erfolgreiche Ausbildung fängt in der Schule an"

Achim Dercks zum neuen Nationalen Bildungsbericht
Schüler in einer Klarsse blättert unwillig die Seite eines Buches um

Die Bildungsforscher weisen unter anderem auf Schwächen in der Lesekompetenz hin

© Willie B. Thomas / DigitalVision / Getty Images

Aus Sicht der Ausbildungsbetriebe "unzufriedenstellende Befunde" enthält nach Einschätzung von Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), der Nationale Bildungsbericht 2024.

Mit ihrem Bildungsbericht informieren unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation im Zwei-Jahres-Turnus über den aktuellen Stand und die Herausforderungen des deutschen Bildungssystems. Das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe, die am 17. Juni vorgestellt wurde, ist die Berufliche Bildung.

Leseleistungen rückläufig, Abbruchquoten steigend

Achim Dercks im Eingang des Atriums

Achim Dercks

© DIHK / Werner Schuering

"Eine erfolgreiche Ausbildung fängt in der Schule an. Unternehmen möchten bei ihren angehenden Azubis auf eine solide Grundbildung bauen können", kommentiert Achim Dercks die Ergebnisse.

Der neue Bericht zeichne jedoch mit Blick auf die rückläufige Leseleistungen ein anderes Bild, bedauert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Zudem verließen 2022 bundesweit wieder mehr Jugendliche die Schulen ohne einen Abschluss. Diese Befunde sind für unsere Ausbildungsbetriebe unzufriedenstellend. Denn sie können im betrieblichen Alltag nicht das alles ausgleichen, was in Jahren zuvor nicht gelernt wurde."

Der Bericht weise darauf hin, dass das berufliche Ausbildungssystem wieder höhere Aufmerksamkeit erhalte und die Anfängerzahlen in der Beruflichen Bildung gleichzeitig wieder leicht anstiegen, so Dercks. "Gleichwohl bleibt es angesichts von Demografie sowie Bewerber- und Fachkräftemangel eine drängende Aufgabe, junge Menschen und Ausbildungsbetriebe besser zusammenzubringen."

Ausgewogene Berufsorientierung nötig

Das zeigt auch die hohe Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen. "Schülerinnen und Schüler brauchen eine ausgewogene Berufsorientierung mit frühzeitigen betrieblichen Praktika", fordert Dercks. "Auch die Gymnasien müssen verbindlich über Chancen einer dualen Ausbildung und die Perspektiven einer Höheren Berufsbildung zum Meister oder Fachwirt informieren. Nur so können junge Menschen eine fundierte Berufswahl treffen." 

Das Verhältnis von Ausbildungsangebot und Ausbildungsnachfrage entwickelt sich den Erkenntnissen des DIPF zufolge weiterhin positiv – nur finden beide Seiten noch zu oft nicht zueinander. "Daher ist es wichtig, junge Menschen mit ihren individuellen Voraussetzungen möglichst passgenau in Betriebe und Ausbildungsangebote zu vermitteln", mahnt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Dazu sollten die Jugendberufsagenturen unter Beteiligung der Industrie- und Handelskammern bundesweit gestärkt und zur ersten Anlaufstelle für junge Menschen bei der Berufswahl werden."

Alarmierender Lehrkräftemangel an Berufsschulen

Betriebliche Ausbildung müsse insgesamt stets Vorfahrt vor außerbetrieblicher Ausbildung haben. Und: "Förderangebote wie Einstiegsqualifizierungen, Assistierte Ausbildung und Mentorenprogramme helfen beim Einstieg" – diese müssten die Partner der Ausbildung gemeinsam noch bekannter machen, so Dercks.

"Alarmierend" ist seiner Einschätzung nach die im Bericht festgestellte fortschreitende Unterdeckung bei Lehrkräften an beruflichen Schulen: "Hier muss es das Ziel von Bund und Ländern sein, mit dem Pakt für berufliche Schulen spürbare positive Akzente zu setzen. Denn die duale Ausbildung ist nur dann erfolgreich, wenn die beiden Partner Berufsschule und Betrieb jeweils stark und leistungsfähig sind."

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Mann im Haus der deutschen Wirtschaft
Markus Kiss Referatsleiter Ausbildungspolitik und -projekte

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Porträtbild Petra Blum, Pressesprecherin
Petra Blum Pressesprecherin