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DIHK fordert Paradigmenwechsel in der Entwicklungszusammenarbeit

Engagement der Unternehmen in den Blick nehmen
Ein schwarzer Mann und eine weiße Frauen schütteln sich quer über einen Bürotisch die Hände

Damit dauerhaft tragfähige Partnerschaften entstehen, müssen Entwicklungsprojekte und wirtschaftliche Chancen zusammen gedacht werden

© fizkes / iStock / Getty Images

Einen echten Paradigmenwechsel in der deutschen Entwicklungspolitik fordert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK): weg von einer reinen Projektlogik, hin zu einer konsequenten Verknüpfung von Entwicklungszusammenarbeit mit Handel, Investitionen und Rohstoffsicherheit.

Anlässlich der Wirtschaftskonferenz des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) am 7. Oktober warnt die DIHK davor, es bei wohlklingenden Absichtserklärungen zu belassen.  

Denn: Von Afrika bis Asien spitzt sich der Wettlauf um Märkte, Rohstoffe und Investitionen zu – und Deutschland droht zurückzufallen. Während andere Staaten ihre Entwicklungszusammenarbeit gezielt mit wirtschaftlichen Interessen verknüpfen, fehlt es Berlin bislang an strategischer Konsequenz. 

Handel und Investitionen "keine Nebenschauplätze"

Volker Treier im Atrium 2022

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

"Handel und Investitionen sind keine Nebenschauplätze der Entwicklungszusammenarbeit, sondern die Schlüssel für gemeinsame Zukunftschancen", betont DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Entscheidend sei, die deutsche Wirtschaft von Beginn an in bilaterale Regierungsverhandlungen einzubeziehen. 

"Nur wenn Entwicklungsprojekte und wirtschaftliche Chancen zusammen gedacht werden, entstehen Partnerschaften, die dauerhaft tragen – etwa in Energie, Infrastruktur oder Landwirtschaft", so Treier. Solche Kooperationen könnten den Wohlstand in den Partnerländern schaffen und zugleich auch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken. 

Ein weiterer Schwerpunkt betrifft die Rohstoffsicherheit: "Strategische Partnerschaften bei Kobalt, Lithium oder seltenen Erden sichern nicht nur die industrielle Transformation in Deutschland, sondern stärken auch die Produktionsbasis und die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort. Wer lediglich auf Importe setzt, verspielt sogar langfristig den Zugang zu diesen Märkten", warnt der DIHK-Außenwirtschaftschef. 

Förderlandschaft mittelstandsfreundlich gestalten

Damit deutsche Unternehmen stärker zum Zuge kämen, müsse die Förderlandschaft reformiert werden. Bisher seien die Verfahren nach Einschätzung der DIHK zu komplex, unübersichtlich und zu wenig mittelstandsfreundlich. "Vor allem kleinere Firmen brauchen einfachen Zugang zu Finanzierung, Risikoabsicherung und Ausschreibungen. Hier muss die Entwicklungszusammenarbeit praxisnäher werden", fordert Treier. Auch die Auslandshandelskammern sollten mit ihrem Netzwerk eine größere Rolle spielen und systematisch in Programme eingebunden werden. 

Besonders deutlich zeigt sich der Rückstand bei der Auftragsvergabe: Nur rund 11 Prozent der Mittel für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit gehen bislang an deutsche Unternehmen – im EU-Durchschnitt liegt die Quote bei 34 Prozent, in den USA sogar über 80 Prozent. "Das ist ein gravierender Wettbewerbsnachteil. Wir brauchen eine Vergabepraxis, die deutsche Unternehmen stärker berücksichtigt und die Zielmarken aus dem Koalitionsvertrag endlich Realität werden lässt", so Treier. 

"Eine moderne Entwicklungszusammenarbeit muss konsequent auf wirtschaftliche Kooperation setzen", resümiert er. "Nur so verbinden wir die Interessen unserer Partner mit Zukunftschancen für deutsche Unternehmen – und verschaffen Deutschland den Handlungsspielraum, den andere längst nutzen."

Eine ausführliche Betrachtung zum Thema lesen Sie in dem DIHK-Positionspapier Entwicklungszusammenarbeit.  



 

Hintergrund:

Das BMZ lädt am 7. Oktober 2025 zur Wirtschaftskonferenz "Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit" nach Berlin ein. Auf dem Programm stehen Keynotes von Bundesministerin Reem Alabali Radovan und Finanzminister Lars Klingbeil, Podiumsdiskussionen mit Unternehmen sowie ein Ausblick auf neue Förderinstrumente. Ziel ist es, Perspektiven für faire und zukunftsfähige Kooperationen mit dem Globalen Süden zu diskutieren und konkrete Ansätze für die Verzahnung von Entwicklungszusammenarbeit und Wirtschaft aufzuzeigen.

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Heiko Schwiderowski Referatsleiter Subsahara-Afrika

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Olga van Zijverden Referatsleiterin Grundsatzfragen der Außenwirtschaftspolitik

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Julia Fellinger Pressesprecherin