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Wir müssen bei der Energiewende stärker auf den Markt setzen

Peter Adrian zum Monitoring-Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums
Pipelines und Gasbehälte aus Edelstahl von oben

Neue Gaskraftwerke werden nötig sein, doch der Ausbau sollte marktgesteuert vonstatten gehen

© ewg3D / E+ / Getty Images

Wie die Wirtschaft sieht auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Energiewende an einem Scheideweg, das geht aus seinem jetzt vorgestellten Monitoringbericht hervor. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) mahnt, das Gutachten als Startschuss für umfassende Reformen zu begreifen.

Peter Adrian dynamisch

Peter Adrian

© DIHK / Werner Schuering

"Das Energiewende-Monitoring zeigt, wie hoch die Unsicherheiten über künftige Entwicklungen bei Technologien, dem Strombedarf und der Wasserstoffnachfrage sind", kommentiert DIHK-Präsident Peter Adrian die Erkenntnisse des Ministeriums. "So geht das Gutachten von einem deutlich geringeren Anstieg des Strombedarfs aus als bislang angenommen." 

Die Zukunft lasse sich also nicht per politischer Planung gestalten. "Wir müssen deshalb stärker auf Marktsignale setzen – ein überdimensionierter Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze hingegen verursacht unnötige Kosten, die am Ende vor allem die Unternehmen tragen müssen."

Der DIHK-Präsident bewertet es als "richtig, dass Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche stärker auf Kosteneffizienz, einen systemdienlichen Ausbau der erneuerbaren Energie sowie die Potenziale von Wasserstoff und CCS setzt". Auch der Erhalt der einheitlichen deutsch-luxemburgischen Strompreiszone sei wichtig, um die Strompreise in Deutschland so gering wie möglich zu halten. 

Staatliche Detailsteuerung verursacht hohe Kosten 

"Das Gutachten zeigt Handlungsbedarf bei der Versorgungssicherheit im Strombereich", so Adrian weiter. "Wir brauchen ohne Frage neue Gaskraftwerke. Dabei sollte die Bundesregierung jedoch nicht auf staatliche Detailsteuerung setzen. Hohe staatliche Zahlungen an Gaskraftwerke über einen Kapazitätsmarkt würden zu erheblichen Kosten für die Wirtschaft führen, die schon heute unter hohen Strompreisen leidet." 

Sinnvoller sei es daher, Stromversorger dazu zu verpflichten, ihre Lieferungen abzusichern – also nachzuweisen, dass sie jederzeit die zugesagten Strommengen liefern könnten. "Dann entscheidet der Markt, mit welchen Technologien die Versorgung gesichert wird. Dies wird Innovationen anstoßen und Kosten für die Wirtschaft begrenzen", erklärt Adrian.  "Nach vielen Monaten des Stillstandes in der Energiepolitik muss das Energiewende-Monitoring nun den Startschuss für umfassende Reformen geben. Wichtige Richtungsentscheidungen liegen vor uns."

Ansatzpunkte Netzplanung, Energiemix, Bürokratieabbau

Der DIHK-Präsident erinnert an die kürzlich von der DIHK veröffentlichte Studie "Neue Wege für die Energiewende". Sie zeige: "Der aktuelle Kurs der Energiewende verursacht Kosten von bis zu 5,4 Billionen Euro bis zum Jahr 2050 und führt damit zu einer Belastung für Unternehmen und Haushalte, die unsere Volkswirtschaft nicht stemmen kann."

Kleinere Anpassungen der aktuellen Energiewendepolitik reichten deshalb nicht aus, sagt Adrian. "Um Klimaneutralität zu erreichen, ohne Wachstum und Wohlstand einzubüßen, müssen wir die Energiewende neu denken: Sie muss flexibler, kosteneffizienter und internationaler werden." Dazu gehörten aus Sicht der DIHK "eine übergreifende Netzplanung, ein effizienterer Energiemix und ein drastischer Bürokratieabbau". 

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Bolay, Sebastian
Dr. Sebastian Bolay Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie

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Julia Löffelholz
Julia Löffelholz Pressesprecherin