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Berufliche Bildung wertschätzen, Berufsschulpakt starten

Der Fachkräftemangel spitzt sich vor allem im Bereich der beruflich Qualifizierten zu. Unternehmen finden immer weniger Ausbildungsbewerber. Wer aber heute als Azubi fehlt, der fehlt in den Betrieben morgen als qualifizierte Fachkraft. Wir müssen daher gemeinsam daran arbeiten, dass die duale Ausbildung die gesellschaftliche Anerkennung erhält, die sie verdient. Wir wollen ihr Erfolgsrezept, die enge Verbindung von Theorie und Praxis sowie die hervorragenden beruflichen Perspektiven, bekannter machen. Bundesregierung und Länder sollten den im Koalitionsvertrag angekündigten Berufsschulpakt und die hierzu notwendigen Investitionen in den Berufsschulen in Angriff nehmen. Denn ohne gute Berufsschulen steht die duale Ausbildung auf einem Bein schlecht. Außerdem gilt in Zeiten des Fachkräftemangels: Außerbetriebliche Ausbildung sollte die absolute Ausnahme bleiben.

Eine erfolgreiche Ausbildung fängt bereits in der Schule an. Wir brauchen daher eine verpflichtende und ausgewogene Berufsorientierung als Kernaufgabe aller Schulformen. Nur so können Schulabgänger flächendeckend ihre individuell beste Berufswahl treffen. Auch Gymnasien müssen gleichermaßen über die vielfältigen Chancen einer Ausbildung informieren – und nicht nur über das Studium. Politik und Wirtschaft sollten sich gemeinsam dafür einsetzen, möglichst viele Potenziale für Ausbildung zu nutzen, die von Leistungsstarken ebenso wie die von jungen Menschen mit Startschwierigkeiten oder Fluchtgeschichte. Dazu helfen eine konsequentere Nutzung von Einstiegsqualifizierung, Assistierter Ausbildung und ehrenamtlicher Begleitung durch Mentoren.

Konkrete Ansatzpunkte können sein:

Berufliche Bildung wertschätzen – Berufsorientierung stärken

Bundesregierung, Bundesländer, Wirtschaft und Gewerkschaften sollten sich dafür engagieren, dass die Wertschätzung der Beruflichen Bildung steigt. Die Bundesländer sollten eine ausgewogene und praxisorientierte Berufsorientierung zur Pflichtaufgabe an allen Schulen machen. Gymnasien dürfen daher nicht nur über das Studium, sondern müssen auch über die vielfältigen Chancen einer Ausbildung und Höheren Berufsbildung informieren. Die Bundesregierung sollte zudem gemeinsam mit den Kammern das Instrument der Ausbildungsbotschafter flächendeckend stärken, die Etablierung eines Deutschen Beruflichen Austauschdienstes analog zum Deutschen Akademischen Austauschdienst vorantreiben und ihre Exzellenzinitiative Berufliche Bildung schärfen.


Hintergrund: Laut aktueller DIHK-Ausbildungsumfrage kann fast die Hälfte der IHK-Ausbildungsbetriebe nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. 80 Prozent der IHK-Betriebe wollen laut DIHK-Ausbildungsumfrage ihr Engagement für die berufliche Orientierung ausbauen. Dazu gehören Berufsorientierungsangebote wie die Ausbildungsbotschafter und Schülerpraktika. DIHK und IHKs haben im letzten Jahr eine bundesweite Kampagne mit authentischen Azubis gestartet, die Schulabgänger und deren Eltern für eine IHK-Ausbildung begeistern will. 

Berufsschulpakt starten

Bundesregierung und Bundesländer sollten den schon lange angekündigten Berufsschulpakt starten und die dafür notwendigen Investitionen vornehmen. Dazu zählen eine gute und moderne Ausstattung der Schulgebäude – mit einer verlässlichen IT-Infrastruktur, mit modernen Lernmedien sowie ausreichend und gut qualifizierten Lehrkräften. Vor allem muss die digitale Ausstattung der beruflichen Schulen auf die Höhe der Zeit gebracht werden.


Hintergrund: Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag einen gemeinsamen Berufsschulpakt mit den Bundesländern angekündigt. Inzwischen liegen erste Eckpunkte vor, die aus DIHK-Sicht nicht ausreichen, da sie zwar Austauschformate, aber keinerlei Investitionen vorsehen. 

 Betrieblicher Ausbildung Vorfahrt geben

Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass bei der Umsetzung der gesetzlich verankerten Ausbildungsgarantie betriebliche Ausbildung und Einstiegsqualifizierungen Vorfahrt vor außerbetrieblicher Ausbildung behalten. Nur so werden Fachkräfte qualifiziert, die die Betriebe tatsächlich benötigen, und Fehlinvestitionen vermieden.


Hintergrund: Die im Sommer 2023 gesetzlich verankerte Ausbildungsgarantie sieht einen Rechtsanspruch auf außerbetriebliche Ausbildung in Regionen mit "erheblicher Unterversorgung" vor. Angesichts zahlreicher unbesetzter betrieblicher Plätze und knapper öffentlicher Kassen muss außerbetriebliche Ausbildung die Ausnahme bleiben. Stattdessen sollten Einstiegsqualifizierungen, Assistierte Ausbildung und die ehrenamtliche Begleitung durch Mentoren konsequenter genutzt werden.