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Nachfolge in der Gastronomie: In vielen Betrieben Alarmstufe Rot!

DIHK-Report Unternehmensnachfolge zeigt Handlungsbedarf
Unternehmensnachfolge (1)

© Westend61 / Westend61 / Getty Images

Es geschieht nahezu an jedem Tag: Gaststätten und Hotels schließen ihre Türen für immer. Das Bild der Region ändert sich dadurch, nicht nur wirtschaftlich. Oftmals gehen Orte der Begegnung verloren. Die Erfahrungen aus der Beratung der Industrie- und Handelskammern zeigen auf, wo die Probleme liegen und was zu tun ist.

Die Gastronomie steht insgesamt vor einem Umbruch: Laut dem aktuellen DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2025 droht vielen Betrieben das Aus. Vielfach fehlen Nachfolger. Besonders betroffen: kleine, familiengeführte Lokale, die das Rückgrat unserer Innenstädte bilden.

Deutlich mehr Betriebe als Interessenten

Im Bereich Hotellerie/Gastgewerbe/Tourismus haben die IHKs im Jahr 2024 insgesamt 1.667 Unternehmen beraten. Dem stehen 489 Nachfolgeinteressierte gegenüber. Das Angebot übersteigt damit die Nachfrage um mehr als das Dreifache – es gibt 3,4-mal so viele Betriebe wie Interessierte. Schließen an sich gut frequentierte Unternehmen, so hat das vielfach Auswirkungen über das Unternehmen hinaus: Oftmals gehen der Region bedeutende Wirtschaftsfaktoren und auch Stätten der Begegnung verloren, die Standortqualität kann leiden.

Bürokratie belastet – auch bei der Unternehmensnachfolge

In der personalintensiven Branche berichten viele Betriebe, dass sie kaum Personal finden – während der Pandemie haben viele Fachkräfte der Branche den Rücken gekehrt. Oftmals fehlt die Bereitschaft zum entsprechenden Arbeits- und Zeiteinsatz. Investitionsstaus und die Notwendigkeit, viele staatliche Auflagen wie etwa Hygiene- und Brandschutzbestimmungen zu erfüllen und auch oft bauliche Veränderungen vorzunehmen, erhöhen die bürokratischen und finanziellen Belastungen. 

Ein Beispiel: Wer einen Gastronomiebetrieb übernimmt, muss sich mit einer Vielzahl an Regularien gleichzeitig auseinandersetzen. Das reicht von der Nutzungsfähigkeit der Betriebsräumlichkeiten, einer Gaststättenerlaubnis und Brandschutzauflagen über Themen wie technische Gebäudeausrüstung, Barrierefreiheit, Energieeffizienz, Hygiene, Lärmschutz bis hin zum Denkmalschutz. 

Zudem müssen oft hohe Mieten gezahlt oder die Übernahme von Immobilien finanziert werden, was in der Summe Nachfolgerinnen und Nachfolger finanziell oft überfordert. Zudem berichten die Betriebe von weniger Gästen und Kaufzurückhaltung. Die Gewinnmargen reichen häufig nicht aus, um Investitionsstaus aufzulösen. Gerade auch in ländlichen Regionen können Gastronomiebetriebe bisweilen kein auskömmliches Kundenaufkommen generieren. Häufig fehlen zudem die Mittel, um Konzepte an (neue) Zielgruppen anzupassen (Nachhaltigkeit, Zero Waste, Mehrwegpflicht für die Gastronomie, Chatbots für die Online-Kundeninteraktion, Online-Lieferservice-Portale et cetera).

Was jetzt zu tun ist – Entschlacken, vereinfachen, Unternehmertum erleichtern

  • Vorschriften abbauen und Bestandsschutz für übernommene Betriebe einführen. Sämtliche Vorschriften für Neuinhaberinnen und Neuinhaber sollten entschlackt und Anforderungen dort gestrichen werden, wo sie für Übernehmerinnen und Übernehmer zu unverhältnismäßig hoher Belastung führen. Die Politik sollte zudem einen für die verbleibenden Regelungen auskömmlich befristeten Bestandsschutz bei gerade erst übernommen Unternehmen prüfen.
     
  • Genehmigungsverfahren vereinfachen und beschleunigen. Wer modernisieren oder umbauen möchte oder muss, sollte schneller und unbürokratisch Genehmigungen erhalten – etwa mittels Genehmigungsfiktionen, Stichtagsregelungen, Fristverkürzungen und Vereinfachungen.
     
  • Zentrale Anlaufstelle für Nachfolgen schaffen. Unternehmen sollten etwa den gesamten Übergabeprozess bei nur einer staatlichen Stelle anzeigen können. Das sorgt für mehr Übersichtlichkeit und reduziert den bürokratischen Aufwand.
     
  • Rechtssichere Datenübernahme ermöglichen. Die Weiterverwendung von Kunden- und Lieferantendaten sollte unkompliziert und datenschutzkonform möglich sein.
     
  • Nachfolgekultur stärken. Unternehmertum muss als realistischer beruflicher Weg sichtbar werden. Eine stärkere Verankerung im Bildungssystem kann helfen, mehr junge Menschen für diese Option zu begeistern.

Was IHKs und DIHK tun:

Kontakt

Evers, Marc_neu
Dr. Marc Evers Referatsleiter Mittelstand, Existenzgründung, Unternehmensnachfolge