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Unterstützung beim Ausbildungsstart

80 Prozent der Betriebe helfen mit großem Einsatz
Fünf Personen lernen gemeinsam

Gemeinsam Defizite aufholen: Viele Betriebe unterstützen den Nachwuchs ganz gezielt

© Busakorn Pongparnit / Moment / Getty Images

Angesichts der Lage auf dem Ausbildungsmarkt geben die Unternehmen zunehmend auch jungen Menschen mit Startschwierigkeiten eine Chance. Sie bieten vielfältige Hilfestellungen und nutzen Instrumente wie etwa Einstiegsqualifizierungen oder das Programm "Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen".

Die IHK-Ausbildungsbetriebe erwarten zu Recht ein Minimum an Mathematik- und Deutschkenntnissen, Engagement und Umgangsformen von ihren zukünftigen Azubis. Angesichts historisch niedriger Bewerberzahlen stellen sie sich dennoch immer stärker auch auf junge Menschen mit Startschwierigkeiten ein und leisten vielfältige Unterstützung.

Vier von fünf Betrieben ergreifen Maßnahmen

Die Palette der Hürden reicht von schlechten Schulnoten über schwierige familiäre beziehungsweise soziale Verhältnisse oder unzureichende Deutschkenntnisse bis hin zur mangelnden beruflichen Orientierung nach der Corona-Pandemie.

All diesen und weiteren Herausforderungen stellen sich die Unternehmen mit wachsendem Engagement, wie die DIHK-Ausbildungsumfrage belegt. Bereits 2019 hatten 77 Prozent der Betriebe Maßnahmen ergriffen, um junge Menschen mit Defiziten zu fördern und in Ausbildung zu integrieren – 2022 waren es schon 80 Prozent. Dabei gaben 39 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 33 Prozent) an, lernschwächeren Jugendlichen auch ohne öffentliche Unterstützung eine Chance einzuräumen.

Von Nachhilfe bis hin zu zweijährigen Berufen

35 Prozent bieten eine eigene Nachhilfe im Unternehmen an; 28 Prozent nutzen die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Bundesagentur für Arbeit, 14 Prozent bieten Einstiegsqualifizierungen (EQ) an, und 6 Prozent nutzen die Assistierte Ausbildung (AsA). (Siehe auch Kasten "Fördermöglichkeiten für junge Menschen mit Startschwierigkeiten")

Mehr als jeder zehnte Betrieb (12 Prozent) setzt auf theoriegeminderte Berufe, die in zwei anstelle von drei Jahren erlernt werden können. So erhalten eher praktisch begabte junge Menschen eine Chance, einen vollwertigen Berufsabschluss zu erwerben. Für jeden zweijährigen Beruf gibt es einen anschlussfähigen, dreijährigen Ausbildungsberuf. Wer sich also in Betrieb und Berufsschule bewährt, kann unter Anrechnung des Erlernten weiterlernen – bis hin zum Meister.

Grafik zur Reaktion auf mangelnde Ausbildungsreife, Ausbildungsumfrage 2023

© DIHK

Erfolgsfaktor Praxis

Ob ausbildungsbegleitende Hilfen, Einstiegsqualifizierungen, Assistierte Ausbildung oder zweijährige Berufe: Betriebliche Praxis ist für die Unternehmen stets Trumpf. Anders als oftmals praxisferne außerbetriebliche Maßnahmen bleibt die Qualifizierung im Betrieb ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Start ins Berufsleben und die Fachkräftesicherung.

Auch wenn sich die Unternehmen nach Kräften für ihren Nachwuchs engagieren, können sie in der Schule und in Elternhäusern Versäumtes nur begrenzt wettmachen. Gleichzeitig sind für den Ausbildungserfolg individuelle Fähigkeiten wichtig, die sich nicht allein an Schulzeugnissen ablesen lassen.

Ausbildungsstartkompetenz definieren

Daher sollte das vor einigen Jahren gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit erstellte Konzept der "Ausbildungsreife" zur "Ausbildungsstartkompetenz" weiterentwickelt werden. Dabei gilt es, digitale Fähigkeiten, aber auch Problemlösungskompetenz und Kreativität stärker als bislang zu berücksichtigen.

Ein solcher Kompetenzkatalog wäre eine noch bessere Orientierungshilfe für Unternehmen, junge Menschen und Berufsberater. Es könnte helfen, die Fähigkeiten von Azubis und die Anforderungen der Betriebe gut zusammenzubringen.

Fördermöglichkeiten für junge Menschen mit Startschwierigkeiten


Einstiegsqualifizierungen (EQ)

Jugendliche mit Startschwierigkeiten erhalten mit einer Einstiegsqualifizierung (EQ) die Möglichkeit, in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten Teile eines Ausbildungsberufes, einen Betrieb und das Berufsleben kennenzulernen. Oft können sie anschließend in eine Ausbildung im gleichen Betrieb einsteigen.  Muster für den EQ-Vertrag zwischen den Unternehmen und den Jugendlichen und Beispiele für Einstiegsqualifizierungen sind bei der IHK erhältlich. Betriebe können weitere Tätigkeitsbereiche gemeinsam mit den Ausbildungsberatern der IHK festlegen.


EQ-Plätze werden von der Bundesagentur für Arbeit finanziell gefördert.


Ab 2024 werden EQs weiter flexibilisiert. Dann werden die Mindestdauer des betrieblichen Praktikums von sechs auf vier Monate reduziert, die Durchführung in Teilzeit erleichtert, auch Menschen mit Behinderungen für EQs zugelassen und der Förderausschluss bei einer Vorbeschäftigung gelockert.
 


Assistierte Ausbildung (AsA) und ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)

Die von der Bundesagentur für Arbeit geförderte Assistierte Ausbildung hilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen, eine betriebliche Ausbildung zu finden und/oder abzuschließen. Betriebe werden dabei unterstützt, passende Azubis zu finden und diese auf dem Weg zum Berufsabschluss zu unterstützen. Die Hilfen betreffen auch die Organisation und Verwaltung der Ausbildung. Alle bewährten Fördermöglichkeiten bleiben erhalten, jedoch um neue Optionen erweitert:

  • Der Einstieg in die Assistierte Ausbildung ist jederzeit möglich.
  • Der Ablauf der Unterstützung kann flexibel gestaltet werden. Falls gewünscht, kann die Unterstützung auch ruhen.
  • Das Unterstützungsangebot orientiert sich am individuellen Förderbedarf der Auszubildenden und des Unternehmens, ist also zugeschnitten auf die persönlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen.
  • Eine Assistierte Ausbildung kann auch in Verbindung mit einer Einstiegsqualifizierung genutzt werden.

Die Assistierte Ausbildung wurde inzwischen mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) zusammengeführt.


Diese Hilfen richten sich an lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte junge Menschen und zielen darauf ab, die Aufnahme, die Fortsetzung und den erfolgreichen Abschluss einer betrieblichen Berufsausbildung zu ermöglichen. Sie enthalten:

  • Maßnahmen zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten,
  • Maßnahmen zur Förderung fachpraktischer und fachtheoretischer Fertigkeiten,
  • Maßnahmen zur sozialpädagogischen Begleitung.


VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen)

Der Senior Experten Service (SES) engagiert sich seit 2008 mit seinem Mentorenprogramm VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) für junge Menschen, denen die Ausbildung schwerfällt. Erfolgsrezept ist die persönliche Ausbildungsbegleitung durch erfahrene Ruheständler nach dem Tandem-Prinzip. Im Mittelpunkt der VerA-Begleitungen können private Sorgen, soziale Probleme, schulische Defizite oder Schwierigkeiten im Ausbildungsbetrieb stehen.


Ziel ist es, junge Menschen in ihrer Eigenverantwortung und Lernmotivation so zu stärken, dass sie ihre Ausbildung mit Erfolg fortsetzen und beenden. DIHK, ZDH und der Bundesverband der Freien Berufe haben die Initiative gemeinsam mit dem SES auf den Weg gebracht. Die VerA-Begleiter sind eng mit den örtlichen Kammern vernetzt. Das Programm wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell unterstützt.


Kontakt

Mann im Haus der deutschen Wirtschaft
Markus Kiss Referatsleiter Ausbildungspolitik und -projekte