Dass der diesjährige G20-Gipfel in Südafrika ohne die Staatschefs aus den USA, China und Russland stattfindet, verdeutlicht einmal mehr die große Unsicherheit in der geopolitischen Lage. Anlässlich des vorgeschalteten B20-Treffens verweist Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), auf die Potenziale Afrikas.
Vor dem G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 22. und 23. November kommen vom 18. bis zum 20. November ebenfalls im südafrikanischen Johannesburg Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter zusammen, um beim B20-Summit über wichtige ökonomische Themen der Zeit zu beraten.
Volker Treier ist vor Ort – und mahnt mehr Aufmerksamkeit für den Kontinent an. "Afrika rückt zunehmend ins Zentrum globaler Wirtschaftsstrategien", so der DIHK-Außenwirtschaftschef. "Während andere Wirtschaftsmächte ihre Präsenz auf dem Kontinent gezielt ausbauen, darf Europa nicht länger abseitsstehen."
Der B20/G20-Gipfel in Südafrika sei "eine wichtige Gelegenheit, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent neu zu justieren und zu vertiefen", sagt er, das gelte"umso mehr, als nicht alle globalen Partner vertreten sind und der Dialog der Anwesenden daher sogar noch an Bedeutung gewinnt".
Treier: "Gerade jetzt braucht es eine Afrikawende mit resilienten Wertschöpfungsketten, lokaler Produktion und nachhaltiger Industriekooperation. Deutschland und Europa sollten gemeinsam mit Afrika Strukturen aufbauen, die Wirtschaftswachstum, Technologieaustausch und Beschäftigung fördern."
Für die deutsche Wirtschaft sei Afrika längst Partner für Zukunftstechnologien, Energie und nachhaltige Entwicklung, stellt er klar. "Deshalb müssen die Wirtschaftsbeziehungen gezielt gestärkt werden – mit besseren Investitionsbedingungen, einer engeren Verzahnung von Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit sowie klaren politischen Signalen."
Vorhandene Ansätze rasch ausbauen
Die europäische Konnektivitäts-Initiative Global Gateway setzt laut Treier "richtige Akzente", sie müsse aber "schnell unter Einbindung des europäischen Privatsektors umgesetzt werden – gerade vor dem Hintergrund des Rückzugs wichtiger westlicher Impulsgeber wie den USA".
Das Abkommen der EU mit Südafrika, die Clean Trade and Investment Partnership, unterstütze die deutsche Wirtschaft grundsätzlich, berichtet der DIHK-Außenwirtschaftschef. "Sie bleibt aber ohne rechtliche Bindung nur begrenzt wirksam – zumal die Unternehmen nicht ausreichend einbezogen wurden. Rechtsverbindliche Abkommen mit wichtigen Handelspartnern bleiben essenziell, um Außenhandel zu erleichtern und Hemmnisse abzubauen."
Treiers Fazit: "Wenn Europa seine wirtschaftliche Zukunft diversifizieren will, führt kein Weg an einer strategischen Partnerschaft mit Afrika vorbei. Dafür braucht es jetzt politische Weichenstellungen und unternehmerischen Mut auf beiden Seiten."
Kontakt
Dr. Thando SililoReferatsleiter Regionalinitiative Subsahara Afrika (SAFRI)
Die deutsche Wirtschaft drängt auf einen Kurswechsel in der Afrikapolitik – und liefert mit einer neuen Publikation der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) frische Impulse. Das Positionspapier finden Sie hier.