Auch wenn die deutschen Exporte im April leicht zulegen konnten: Von der Industrie kommen erneut rückläufige Auftrags- und Produktionszahlen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht die internationale Wettbewerbsposition der Unternehmen angekratzt und drängt auf bessere Standortbedingungen.
Konjunkturschwäche und strukturelle Probleme bremsen Industrie aus
DIHK zur Entwicklung von Ausfuhren, Bestellungen und Produktion im AprilWie das Statistische Bundesamt jetzt anhand vorläufiger Zahlen mitteilte, sind die deutschen Exporte im April 2024 gegenüber dem Vormonat März um 1,6 Prozent gestiegen; gegenüber dem Vorjahresmonat April 2023 legten die Ausfuhren um 1,9 Prozent zu.
Das Bild in der Industrie bleibt dagegen trüb: Die Produktion im Prozierenden Gewerbe sank im April 2024 im Vergleich zu März um 0,1 Prozent und gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,9 Prozent. Gleichzeitig lag der Auftragseingang um 0,2 Prozent unter Niveau des Vormonats März und um 1,6 Prozent unter dem Stand von April 2023.
"Nicht Hü und nicht Hott"
"Nicht Hü und nicht Hott" ist die Entwicklung für DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Eine schwache Binnenkonjunktur und strukturelle Probleme wie Personalengpässe, hohe Kosten und bürokratische Hürden bremsen die Industrie aus."
Das Plus bei den Exporten sei "ein Lichtblick, ist aber angesichts des dürftigen Jahresverlaufs alles andere als berauschend". Die internationale Wettbewerbsposition der Unternehmen sei angekratzt, warnt Treier. "Die Nachfrage aus China bleibt weiterhin zu schwach."
Er verweist auf die aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage, der zufolge jeweils mehr als jeder zweite Industriebetrieb in Energie- und Rohstoffpreisen, in Arbeitskosten, im Fachkräftemangel und in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko sieht. Zudem belasteten weiterhin geopolitische Spannungen und Handelskonflikte das internationale Geschäft, erläutert der DIHK-Außenwirtschaftschef. Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank könne "die Schwäche der industriellen Produktion hierzulande nicht kaschieren".
Auftragseingänge bleiben im Keller
Auch DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg attestiert dem Industriestandort Deutschland "keine guten Aussichten": "Die Auftragseingänge bleiben im Keller. Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht." Sowohl im Inland als vom Ausland fehlten breit angelegte positive Impulse, bedauert Herweg.
Und Volker Treier betont: "Wir brauchen wieder eine höhere industrielle Wettbewerbsfähigkeit durch einen klaren Fokus auf horizontale Industriepolitik mit besseren Standortbedingungen."