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Schichtwechsel – Familienzeit: Wege zur besseren Vereinbarkeit

"Erfolgsfaktor Familie" zeigte Optionen für Beschäftigte und Betriebe auf
Frohnert, Deligöz, Dercks bei der Veranstaltung "Schichtwechsel Familienzeit"

Kirsten Frohnert, Projektleiterin "Erfolgsfaktor Familie" (l.), sprach in Berlin mit Ekin Deligöz und Achim Dercks

© DIHK / Jens Schicke

Wie können Lösungen für eine familienfreundliche Schichtarbeit aussehen? Darüber diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sowie Personalverantwortliche aus Unternehmen bei einer virtuellen Veranstaltung am 5. Juni.

Sei es beim Einkaufen, bei einem medizinischen Notfall oder bei einer polizeilichen Anzeige: Immer sind Menschen zur Stelle, die dies ermöglichen – an Wochenenden und Feiertagen, tagsüber und nachts. Aber wann bleibt Krankenpflegern und Hotelchefinnen, Polizisten und Busfahrerinnen ausreichend Zeit für ihre Familien?

Wie geht Familienfreundlichkeit im Schichtbetrieb?

Dieses Thema beleuchtete das bei der DIHK Service GmbH angesiedelte Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" bei seiner Multiplikatorenveranstaltung "Schichtwechsel – Familienzeit". Am Beispiel der Polizei, eines Gesundheitszentrums, eines Lebensmittelmarktes und eines industriellen Betriebs wurde erörtert, wie Schichtarbeit familienfreundlich gestaltet werden kann.

Schnell wurde klar: "Vereinbarkeit" im Schichtbetrieb ist noch lange keine Work-Life-Balance. So wenig pauschale Lösungen möglich sind, so wichtig sind Verlässlichkeit und Planbarkeit. Vereinbarkeit im Schichtbetrieb heißt, lokale und von Betrieb zu Betrieb durchaus unterschiedliche Lösungen zu finden und gute Beispiele konsequent bekannt zu machen. Dazu gehören neben einer offenen und wertschätzenden Kommunikation auch Führungskräfte, die für die Bedarfe der Beschäftigten sensibilisiert sind.

Instrument zur Fachkräftegewinnung

"Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für die Wirtschaft insgesamt und damit auch für Branchen mit Schichtarbeit ein wichtiges Instrument der Fachkräftesicherung", betonte Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). "Allerdings ist sie bei Schichtarbeit mit besonderen Herausforderungen verbunden – nicht zuletzt, wenn wir auf die häufig noch begrenzten Möglichkeiten der Kinderbetreuung schauen."

Ein intensiveres Engagement der Betriebe könne aber nur gelingen, wenn auch die Rahmenbedingungen der Betreuungsinfrastruktur stimmten, gab er zu bedenken. "Zudem sollte aus Sicht der Wirtschaft in Zeiten, in denen viel über Homeoffice und eine Vier-Tage-Woche diskutiert wird, Schichtarbeit als häufig notwendige Arbeitsform wertgeschätzt werden."

Optionen jenseits von Gleitzeit und Homeoffice

"Eine familienfreundliche Arbeitsorganisation ist zentral, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Alltag funktioniert", sagte Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesfamilienministerin. Häufig würden aber familienfreundliche Arbeitsbedingungen gleichgesetzt mit Homeoffice-Möglichkeiten oder Gleitzeit. All das sei für Beschäftigte im Schichtbetrieb nicht möglich.

"Daher ist es mir wichtig, dass wir den Fokus auf die Lösungen lenken, die auch im Schichtbetrieb möglich sind", forderte Deligöz. "Mit einer familienfreundlichen Schichtplanung können Betriebe insbesondere mehr Frauen mit Familienverantwortung als Fachkräfte für sich gewinnen."

Wie vereinbarkeitsorientierte Lösungen im Betrieb konkret aussehen könnten, erörterten Vertreterinnen und Vertreter kompetenter Vorreiter-Unternehmen beim Podium "Familienbewusste Schichtarbeit im Praxistest". Ihr Fazit: Für den Erfolg entsprechender Maßnahmen kommt es zum einen darauf an, passgenaue, planbare und zuverlässige Vereinbarkeitslösungen zu entwickeln, zum anderen aber auch darauf, ein funktionierendes Ausfallmanagement zu etablieren.

Schichtarbeit – Gesundheit – Vereinbarkeit

Auf die Gesundheitsrisiken, die insbesondere von Schichtarbeit mit Nachtanteilen ausgehen, verwies Anita Tisch, Fachbereichsleiterin bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Diese Gefahren verstärkten sich weiter, wenn die konkrete Arbeitszeitgestaltung nicht eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Blick nehme, warnte sie. Tisch schilderte zudem die Vorteile der Digitalisierung bei der Schichtplanung und plädierte für partnerschaftliche Schichtmodelle der Eltern.

Eine Dokumentation der Veranstaltung wird in Kürze unter erfolgsfaktor-familie.de zur Verfügung stehen.


Kontakt

Porträtbild Thomas Maier
Thomas Maier Projektreferent Netzwerkbüro "Erfolgsfaktor Familie"
Logo Unternehmensnetzwerk Erfolgsfaktor Familie

Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie"

Das 2007 von Bundesfamilienministerium und DIHK gegründete Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" unterstützt seine Mitglieder kostenlos bei der Umsetzung einer familienfreundlichen Personalpolitik. Alle Infos gibt es unter www.erfolgsfaktor-familie.de.