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"Italien und Deutschland sind Motoren der europäischen Wirtschaft"

DIHK sieht diesseits und jenseits der Alpen ähnliche Herausforderungen
Scholz und Meloni im Juni 2023 in Rom

Im Juni hatten sich Kanzler Scholz und Ministerpräsidentin Meloni in Rom getroffen

© Antonio Masiello / Getty Images News

Auf die erhebliche Bedeutung, die die ökonomischen Schwergewichte Deutschland und Italien für die Europäische Union haben, weist die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) anlässlich der deutsch-italienischen Regierungskonsultationen in Berlin hin.

Volker Treier anpackend 2022

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

Die Gespräche zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni am 22. November sind für die hiesigen Unternehmen von großem Interesse, wie DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier erklärt: "Italien und Deutschland sind Motoren der europäischen Wirtschaft."

Das zeigten nicht nur "das gemeinsame Handelsvolumen von sage und schreibe 160 Milliarden Euro im Jahr 2022 sowie ein Bestand von zusammen 90 Milliarden Euro an Direktinvestitionen im bilateralen Wirtschaftsverhältnis". Vielmehr habe vor allem das über Jahrzehnte andauernde gemeinsame Engagement für den Europäischen Wirtschaftsraum die beiden Industrienationen auch bilateral eng zusammengerückt.

Den Einsatz für Europa mit Leben füllen

"Der gemeinsame Einsatz für die europäische Integration und den Industriestandort Europa muss aber jetzt mit neuem Leben gefüllt werden", sagt Treier. Bei den ersten offiziellen Konsultationen zwischen beiden Regierungen seit 2016 stehe neben geopolitischen und bilateralen Themen vor allem ein Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen für die Zusammenarbeit auf der Agenda. "Denn die Unternehmen diesseits und jenseits der Alpen stehen vor ähnlichen Herausforderungen, die mit dem digitalen und ökologischen Wandel insbesondere ihrer Industrie verbunden sind."

Ähnliche Herausforderungen in beiden Ländern

Vor dem Hintergrund der abgeschwächten Konjunktur vor allem in Deutschland, aber auch in Italien und der Welt sei "der Austausch der Regierungen um bessere Wirtschaftsbedingungen umso wichtiger", stellt Treier klar. Er verweist auf aktuelle Umfragen von DIHK und AHK Italien (siehe auch unten).

Deren Daten gäben Grund zur Sorge: "Demnach zeigen sich die Unternehmen in Italien hinsichtlich ihrer Geschäftsentwicklung pessimistischer als die Unternehmen im weltweiten Durchschnitt", berichtet der DIHK-Außenwirtschaftschef. "Die trüben Aussichten schlagen sich in beiden Ländern in geringeren Investitionsabsichten nieder. Auch der Fachkräftemangel bleibt sowohl in Italien als auch in Deutschland ein großes Geschäftsrisiko."

Bilaterale Lösungen und Impulse für die EU nötig

Hinzu kämen geringe Investitionen, die zusammen mit den anderen Faktoren die Transformation der Wirtschaft verlangsamten. "Die hohen Inflationsraten und das gestiegene Zinsniveau in der Eurozone sowie eine lahmende Weltkonjunktur dämpfen die Nachfrage zusätzlich und stellen derzeit die notwendige Transformation der Wirtschaft auf den Prüfstand", warnt Treier. "Es ist deshalb wichtig, dass sich Italien und Deutschland neben bilateralen Lösungen auch auf Impulse für Europa verständigen."

Jörg Buck

Jörg Buck

© AHK Italien

Jörg Buck, Geschäftsführer der AHK Italien, bekräftigt, dass mit dem Treffen die Rolle Italiens als strategischer Partner Deutschlands in Europa untermauert werde. Insbesondere mit dem bilateralen Aktionsplan könnten wichtige Impulse gesetzt werden. Buck: "Das gilt gerade für gemeinsame Projekte zur Qualifikation von Fachkräften für die immer neuen Aufgaben, die aus der digitalen und ökologischen Transformation entstehen." Die AHK Italien könne hierzu mit ihrem Programm Dual.Concept einen wichtigen Beitrag leisten.


Aus den Umfragen von DIHK und AHK Italien:

In der Auswertung der AHK Italien (hier als PDF-Dokument zum Download) zum aktuellen AHK World Business Outlook geben über 40 Prozent der Unternehmen in Italien an, Probleme bei der Suche nach qualifiziertem Personal mit den für den Wandel erforderlichen Fähigkeiten zu haben. In Deutschland sehen 58 Prozent der Betriebe im Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko, wie aus der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage hervorgeht.

Grafik WBO It Risiken Italien

© DIHK

Die Unternehmen an ihren italienischen Standorten schätzen als Risiko lediglich die derzeitige Nachfrageschwäche höher ein – sie nennen aktuell 61 Prozent der Befragten, kein Risikofaktor hat im Vergleich zur Vorumfrage im Frühjahr (48 Prozent) so stark zugelegt. Angesichts der Herausforderungen und der konjunkturellen Abkühlung haben sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen in Italien stärker eingetrübt als im globalen Durchschnitt insgesamt.

Die Einschätzungen der deutschen Unternehmen an ihren internationalen Standorten weltweit finden sich im aktuellen AHK World Business Outlook.

Grafik WBO It Geschäftserwartungen Italien

© DIHK


Weitere Zahlen und Fakten:

  • Das Handelsvolumen Deutschlands mit der Lombardei (über 56 Milliarden Euro) stellt fast ein Drittel des deutsch-italienischen Warenaustauschs dar und war 2022 größer als das Handelsvolumen Deutschlands mit der Türkei (51,6 Milliarden). Allein mit Baden-Württemberg (34,2 Milliarden) als Handelsregion Nummer eins tauscht Italien fast so viele Waren aus wie mit dem Vereinigten Königreich (35,6 Milliarden).
  • 2022 verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens ein Wachstum von 3,7 Prozent. Für 2023 erwartet die EU-Kommission ein Wachstum von 0,7 Prozent. Für 2024 werden plus 0,9 Prozent und für 2025 plus 1,2 Prozent prognostiziert.
  • Die italienische Schuldenquote ist im Jahr 2022 auf 144,4 Prozent des BIP gestiegen. 2023 liegt sie laut EU-Kommission bei 139,8 Prozent. Für 2024 wird eine Staatsverschuldung von 140,6 Prozent, für 2024 von 140,9 Prozent prophezeit.
  • Das bilaterale Handelsvolumen ist 2022 gegenüber dem Vorjahr um 13,4 Prozent auf 159,8 Milliarden Euro gestiegen (Rang 6 hinter China, Niederlande, USA, Frankreich und Polen).
  • 2022 machten die deutschen Exporte nach Italien 87,5 Milliarden Euro aus – ein Plus von 15,9 Prozent gegenüber 2021 (Rang 7). Gleichzeitig hatten die deutschen Importe aus Italien einen Wert von 72,3 Milliarden Euro (plus 10,6 Prozent, Rang 5).
    Zwischen Januar und September 2023 sanken die deutschen Exporte nach Italien gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 1,9 Prozent; die deutschen Importe bleiben gleichzeitig unverändert.
  • Deutschland war 2022 der wichtigste Handelspartner Italiens mit einem Vorsprung von 57 Milliarden Euro gegenüber dem zweitplatzierten Land Frankreich. Beide Länder handeln vor allem Kfz und Kfz-Teile, chemische Erzeugnisse, Maschinen und Nahrungsmittel.
  • Die Deutsch-Italienische Handelskammer (AHK Italien) ist seit 1921 im Land und hat rund 700 Mitgliedsunternehmen.

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Porträtfoto Carolin Herweg
Carolin Herweg Referatsleiterin Internationale Konjunktur

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Porträtbild Sara Borella, Referatsleiterin West- und Mitteleuropa
Dr. Sara Borella Referatsleiterin West- und Mitteleuropa

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Ohlig, Dominik_WEB
Dominik Ohlig Pressesprecher