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DIHK besorgt über Negativtrend bei Unternehmensgründungen

Dercks: Wirtschaftspolitik ist eine "entscheidende Stellschraube"
Junger Mann sitzt in einem provisorischen Büro in einer Garage

Ob sie in der Garage oder in größerem Rahmen starten, es sind zu wenige, die hierzulande Unternehmen gründen

© Maguey Images / DigitalVision / Getty Images

Während hierzulande 2023 so viele Menschen erwerbstätig waren wie seit 1990 nicht mehr, entwickelte sich das Unternehmertum bereits im zwölften Jahr rückläufig. Ein wichtiger Faktor dafür sind ungünstige Gründungsbedingungen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht großen Handlungsbedarf.

Nach aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes gab es 2023 in Deutschland zwar 45,9 Millionen Erwerbstätige, 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig setzte sich jedoch bei den Selbstständigen der Abwärtstrend fort: Ihre Zahl – einschließlich mithelfender Familienangehöriger – sank im vergangenen Jahr gegenüber 2022 um 0,8 Prozent auf 3,9 Millionen.

Verlust an wirtschaftlichem Potenzial

Porträtfoto Achim Dercks gestikulierend

Achim Dercks

© DIHK / Werner Schuering

"Der Negativtrend bei den Gründungen ist eine ernstzunehmende Herausforderung für unsere Wirtschaft", kommentierte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks die Entwicklung gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Uns geht dadurch wirtschaftliches Potenzial verloren."

Unternehmerische Kreativität sei wichtig, um die großen anstehenden Herausforderungen wie die Transformation zur nachhaltigen Wirtschaft zu bewältigen, warnte er. Wie die Existenzgründungsberaterinnen und -berater der regionalen Industrie- und Handelskammern berichteten, sei die Zahl der Interessenten für die Unternehmensnachfolge vor allem in klassischen Branchen wie Handel, Dienstleistungen oder Gastgewerbe zu gering. Aber auch in Zukunftsbereichen wie Informations- und Kommunikationstechnologien oder unternehmensnahen Dienstleistungen flaue das Interesse demnach deutlich ab.

Unsichere Rahmenbedingungen bremsen Gründer

"Ein Teil des Rückgangs erklärt sich durch die Altersentwicklung der Bevölkerung", so Dercks. "Es gibt weniger Menschen in den besonders gründungsaktiven Jahrgängen zwischen 20 und 40 Jahren." Doch sei das Minus nicht allein auf demografische Gründe zurückzuführen: "Gerade gut qualifizierte Menschen finden in Zeiten des Fachkräftemangels gute attraktive Perspektiven in Festanstellungen", erläuterte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Gleichzeitig bremsen unsichere Rahmenbedingungen wie der Fortgang des Krieges in der Ukraine, die hohen Energiekosten, die hartnäckige Inflation sowie bürokratische Hürden und eine schwankende Wirtschaftspolitik den Trend zur Selbstständigkeit."

Es sei "dringend geboten", die Bedeutung der unternehmerischen Innovation und Kreativität hierzulande wieder stärker in den Blick zu nehmen. Dercks: "Die Politik sollte positive Bedingungen für Selbstständigkeit ins Zentrum einer konstanten und verlässlichen Wirtschaftspolitik rücken. Dazu zählen in der Breite weniger Bürokratie, insgesamt einfachere und gründerunterstützende Prozesse sowie ein leichterer Zugang zur Gründungsfinanzierung. Eine gute Wirtschaftspolitik ist eine entscheidende Stellschraube, um künftig wieder eine Erfolgsstory bei den Unternehmensgründungen verkünden zu können."

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Porträtfoto Thomas Renner
Thomas Renner Pressesprecher | Chef vom Dienst

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Porträtbild Dr. Marc Evers, Referatsleiter Mittelstand | Existenzgründung | Unternehmensnachfolge
Dr. Marc Evers Referatsleiter Mittelstand, Existenzgründung, Unternehmensnachfolge