Auch in ihrer jüngsten Sitzung hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze nicht angefasst. Sorge bereiten der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) jedoch Andeutungen, es könnten Vorzugszinsen für "grüne Geschäfte" eingeführt werden.
EZB sollte sich auf das Ziel der Preisstabilität konzentrieren
DIHK warnt vor Vorzugszinsen für "grüne" UnternehmenZum dritten Mal in Folge ließ die EZB am 25. Januar die Leitzinsen unverändert – nach zuvor zehn Anhebungen. Die abwartende Haltung ist nach Einschätzung von DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben "in dieser Situation nachvollziehbar".
Aber: "Kritisch sind allerdings aktuelle Äußerungen aus dem Direktorium der EZB zu sehen, dass die Notenbank selbst Zinsvorteile für 'grüne Geschäfte' erwäge", warnt er. "Denn Finanzierungsnachteile für 'noch-nicht-grüne' Unternehmen wären dann die Folge. Aus Sicht der gewerblichen Wirtschaft sollte sich die EZB in dieser volatilen Phase berechenbar auf das Ziel der Preisstabilität konzentrieren und auf andere wirtschafts- und gesellschaftspolitische Ziele möglichst verzichten."
Investitionslenkung kann Preisstabilität gefährden
Alle auch noch so gut gemeinten Versuche, Investitionen in bestimmte Bereiche zu lenken, könnten in einen Zielkonflikt zur Preisstabilität geraten, stellt Wansleben klar. Und Preisniveaustabilität sei "der zentrale Gradmesser guter wettbewerblicher Rahmenbedingungen eines Standortes".
Komme es nun zu Vorzugszinsen für grüne Geschäfte über den Kapitalmarkt, entstehe in jedem Fall ein Ungleichgewicht zwischen kapitalmarktorientierten Konzernen und dem Mittelstand, kritisiert der DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Damit aber auch kleine und mittlere Unternehmen Zugang zu günstigeren Finanzierungsbedingungen für grüne Investitionen erhalten, ist ein grüner Unterstützungsfaktor für Bankkredite an mittelständische Unternehmen vonnöten."