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Handelsbeziehungen zu UK nachhaltig erschwert

DIHK-Außenwirtschaftschef bilanziert sieben Jahre Brexit-Referendum
EU- und Großbritannien-Flagge vor dem Palace of Westminster in London

Ein Bild aus besseren Zeiten: Dass die Flaggen von EU und UK gemeinsam wehten, ist lange her

© luaeva / iStock / Getty Images Plus

Am 23. Juni 2016 stimmten die Briten im Referendum zum Brexit gegen die weitere Mitgliedschaft ihres Landes in der Europäischen Union. Wirtschaftlich hat diese Entscheidung sowohl im Vereinigten Königreich (UK) als auch hierzulande tiefe Spuren hinterlassen.

Volker Treier stehend verschränkte Arme 2022

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

"Der Brexit ist ein wirtschaftliches Desaster für beide Seiten des Kanals", so die Bilanz von Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), nach sieben Jahren Brexit-Referendum. "Der EU-Austritt Großbritanniens hat unsere engen Handelsbeziehungen erschwert", sagte er auf Medienanfrage.

Dabei herrsche weiterhin "erhebliche Planungs- und Rechtsunsicherheit im UK-Geschäft deutscher Unternehmen"; zudem bestehe die Gefahr von Handelskonflikten zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich fort.

"Die EU muss hier geschlossen und entschlossen die europäischen Wirtschaftsinteressen voranbringen", forderte Treier. "Insbesondere die britischen Pläne zum Abweichen von EU-Regeln etwa im Datenschutz, bei Lebensmitteln oder in der Chemie sind eine Belastung im UK-Geschäft deutscher Unternehmen."

In der Rangfolge der Partner stark abgerutscht

Die Verunsicherung zeigt sich in den Handelszahlen: War Großbritannien 2016 noch drittwichtigster Exportmarkt und fünftwichtigster Handelspartner Deutschlands, sackte das Land 2022 auf Platz acht beziehungsweise elf ab. Die deutschen Ausfuhren ins Vereinigte Königreich lagen 2022 mit 73,8 Milliarden Euro um 14,1 Prozent unter dem Niveau von 2016. Im selben Zeitraum sank die Zahl der vor Ort aktiven deutschen Unternehmen um 5,2 Prozent auf 2.163, die Zahl ihrer Beschäftigten um 3 Prozent auf 415.000.

"Die deutschen Unternehmen in Großbritannien sehen auch die Schwierigkeiten für die Entwicklung der britischen Wirtschaft", berichtete Treier unter Verweis auf eine aktuelle Umfrage der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer: Nur 23 Prozent der Befragten erwarteten demnach für die kommenden zwölf Monaten eine Verbesserung der britischen Konjunktur, 37 Prozent eine schlechtere Entwicklung. Hauptgründe seien die Einwanderungsvorschriften und die administrativen Kosten als Folge des Brexit, so Treier.

Verbessert habe sich dagegen die Stimmung im Hinblick auf die eigenen Geschäfte: "Gegenwärtig beurteilen 55 Prozent der Befragten die Entwicklung als positiv oder sehr positiv." Und: Ein Drittel der Betriebe plane, Investitionen zu erhöhen, 46 Prozent wollten zudem mehr Mitarbeiter einstellen.

Positive Zukunfsagenda nötig

"Gerade angesichts gemeinsamer Wirtschaftsinteressen benötigen die Unternehmen dringend eine positive EU-UK Zukunftsagenda", stellte der DIHK-Außenwirtschaftschef klar. Für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals stehe viel auf dem Spiel. "Bei der anstehenden Überprüfung des EU-UK-Handelsabkommens sollten beide Seiten sich auf die Vertiefung der institutionellen Zusammenarbeit einigen, etwa im Bereich Exportkontrollen und Sanktionen, aber auch durch ein Veterinärabkommen und den Wiederbeitritt des UK zur Pan-Euro-Med-Zone."

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Mann im Haus der Deutschen Wirtschaft
Klemens Kober Referatsleiter Handelspolitik, transatlantische Beziehungen und EU-Zollfragen

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Thomas Renner Pressesprecher | Chef vom Dienst